Die durch ihren Live-Protest gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine bekannt gewordene Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist in Russland erneut festgenommen worden. Gegen Owsjannikowa seien Ermittlungen wegen der „Verbreitung von Falschinformationen“ über die russische Armee eingeleitet worden, sagte ihr Anwalt Dmitri Sachwatow der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch.
Zuvor führten die russischen Behörden wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee eine Hausdurchsuchung durch. Die Sicherheitsbeamten seien in das Haus eingedrungen, ohne die Ankunft von Owsjannikowas Rechtsbeistand abzuwarten, teilte der Anwalt Dmitri Sachwatow der Bürgerrechtsinitiative OWD-Info zufolge am Mittwoch mit. Owsjannikowa, die schon mehrere Geldstrafen wegen ihrer Kritik am russischen Angriffskrieg bezahlen musste, droht nun eine lange Haftstrafe.
Owsjannikowa bereits zweimal wegen „Diskreditierung“ verurteilt
Laut Sachwatow könnten die Hausdurchsuchungen im Zusammenhang mit der jüngsten Protestaktion Owsjannikowas stehen, wo sie im Moskauer Stadtzentrum in Sichtweite des Kremls ein Plakat mit der Aufschrift „Putin ist ein Mörder, seine Soldaten Faschisten“ hochgehalten hatte. Nach der Gesetzesverschärfung können Handlungen, die die russischen Streitkräfte diskreditieren, mit einer Haftstrafe von bis zu 15 Jahren bestraft werden.
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Seit Ende Juli wurde die zweifache Mutter bereits zweimal wegen „Diskreditierung“ der Armee zu Geldstrafen verurteilt. Die Urteile bezogen sich insbesondere auf Veröffentlichungen in Onlinenetzwerken, in denen die Journalistin die Militäroffensive in der Ukraine kritisierte.
International bekannt wurde Owsjannikowa, als sie Mitte März während einer Live-Sendung ihres Arbeitgebers, einem kremltreuen Sender, hinter der Nachrichtensprecherin auftauchte und ein gegen den Militäreinsatz in der Ukraine gerichtetes Protestplakat in die Kamera hielt. Die russischen Behörden, die bereits seit Jahren gegen Regierungskritiker vorgehen, haben seit Beginn der Militäroffensive ihr strafrechtliches Vorgehen noch einmal deutlich verschärft.
