Nach dem 9-Euro-Ticket: Kommt ab September das 69-Euro-Ticket?

Wie geht es nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets weiter? Die Verkehrsunternehmen haben einen Vorschlag – allerdings mit einem Haken für Abonnenten.

Anders als das 9-Euro-Ticket würde die 69-Euro-Fahrkarte nicht automatisch auch für Abonnenten gelten – Fahrgäste müssen abwägen, welches Angebot für sie am besten passt.
Anders als das 9-Euro-Ticket würde die 69-Euro-Fahrkarte nicht automatisch auch für Abonnenten gelten – Fahrgäste müssen abwägen, welches Angebot für sie am besten passt.dpa/Daniel Karmann

Berlin-Wie geht es weiter nach dem 9-Euro-Ticket? Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat sich bei dieser Frage für ein dauerhaftes 69-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ausgesprochen.

Die Fahrkarte soll bundesweit für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gelten. Auch aus der SPD kamen Forderungen nach einem Nachfolgeangebot. Zunächst müsse aber die nachhaltige Finanzierung geklärt sein.

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VDV fordert schnellen Auftrag von der Politik

ÖPNV-Tarife sollen für den Großteil der Fahrgäste weiterhin attraktiv gehalten werden. Daher schlägt der VDV ein bundesweit gültiges Nahverkehrsticket für 69 Euro im Monat vor. Das sogenannte Klimaticket solle sich vor allem an diejenigen richten, die in der Marktforschung als relevante Zielgruppe erwiesen haben: zahlungswillige Autofahrerinnen und Autofahrer. Es solle als einfache Fahrtberechtigung in der 2. Klasse gelten, sagte der Hauptgeschäftsführer der VDV, Oliver Wollf, am Donnerstagabend. Zuvor hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung darüber berichtet.

Anders als das 9-Euro-Ticket würde die 69-Euro-Fahrkarte nicht automatisch für Personen mit Abonnement gelten, hieß es. Fahrgäste müssten daher abwägen, welches Abo für sie am besten passe.

Branche drängt auf schnelle Entscheidung der Politik

„Die Branche ist in der Lage, ab dem 1. September ein solches Klimaticket anzubieten“, erklärte Wolff. „Dafür brauchten wir allerdings sehr schnell den entsprechenden Auftrag seitens der Politik.“ Die Kosten für ein solches Angebot bezifferte Wolff auf rund zwei Milliarden Euro im Jahr.

Für das laufende Jahr ließen sich diese Kosten noch über den mit der Politik ausgehandelten Rettungsschirm für die Verkehrsunternehmen finanzieren. „Für das neue Jahr braucht es dann eine neue Regelung.“

SPD-Fraktionsvizechef Detlef Müller plädierte im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Freitag ebenfalls für eine Nachfolgeregelung. „Ob ein Anschlussticket dann 39, 49 oder 69 Euro kostet, ist zweitrangig“, sagte er. „Es muss aber in einem Rahmen sein, der psychologisch wirkt und sich für Menschen lohnt, ihr Auto stehen zu lassen.“

Autos stehen lassen - eine Frage der Finanzierung

Müller schlug vor, bis zur Konferenz der Verkehrsministerien im Herbst einen Vorschlag für eine Fortsetzung des Tickets und deren Finanzierung zu entwickeln. „Ich fände es gut, wenn Bund und Länder sich auf ein dauerhaftes Modell verständigen könnten, an dem sich die Länder jedoch ähnlich beteiligen wie bei dem Corona-Rettungsschirm.“ Die Frage der Finanzierung sei wichtiger als die Frage, wann ein neues Angebot starte. „Denn klar ist, dass ein preiswertes Ticketangebot nicht zulasten des Ausbaus und des Betriebs im ÖPNV finanziert werden kann.“

Mit dem 9-Euro-Ticket können Fahrgäste noch bis Ende August für 9 Euro pro Monat im ÖPNV durch ganz Deutschland fahren. Mit der dreimonatigen Aktion sollten zum einen Bürgerinnen und Bürger entlastet werden, zum anderen soll der Umstieg auf Busse und Bahnen attraktiver werden. Die Nachfrage nach der Sonderfahrkarte war groß. Politik und Branche diskutieren nun über mögliche Angebote für die Zeit danach.