Stockholm-Fast drei Jahrzehnte nach dem Untergang der Fähre „MS Estonia“ in der Ostsee haben Schweden und Estland eine neue Untersuchung zur Ursache des Unglücks eingeleitet. Jonas Backstrand von der schwedischen Behörde für Unfalluntersuchungen (SHK) bestätigte am Freitag den Start der Untersuchungen. Der estnische Eisbrecher „EVA-316“ und das schwedische Forschungsschiff „Electra af Asko“ waren am Donnerstag in See gestochen und fuhren zu der Fundstelle des Wracks. Von dort sollen Taucher zu der Fähre hinabtauchen.
An Bord der beiden Schiffe fand zunächst eine religiöse Zeremonie mit Bischöfen aus Schweden, Estland, Litauen und Finnland statt, um der Toten bei dem Unglück im Jahr 1994 zu gedenken. Wie die Nachrichtenagentur TT berichtete, spielte ein Trompeter und die Bischöfe warfen jeweils eine weiße Rose ins Meer.
852 Tote, nur 137 Überlebende
Der Untergang der „MS Estonia“ war eines der schlimmsten Schiffsunglücke des 20. Jahrhunderts. 852 Menschen starben, nur 137 Passagiere überlebten. Schweden, Estland und Finnland entschieden sich gegen eine Bergung des Wracks und erklärten 1995 seinen Lageplatz in internationalen Gewässern offiziell zu einer letzten Ruhestätte, die gemieden werden muss.
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Die entsprechenden Regelungen, die auch Tauchgänge zu dem Wrack untersagten, wurden kürzlich geändert, nachdem ein Dokumentarfilm Zweifel an den Ergebnissen der offiziellen Untersuchung der Unglücksursache gesät hatte. Die neue Untersuchung wird von schwedischen und estnischen Behörden geführt.
Einschätzung von Experten im Dokumentarfilm wirft Fragen auf
Die ursprüngliche Untersuchung hatte ergeben, dass bei heftigem Seegang die bereits beschädigte Bugklappe der „MS Estonia“ abgerissen worden sei. Dadurch sei Wasser in das Deck eingedrungen, auf dem die Passagiere ihre Autos abgestellt hatten.
Experten in dem Dokumentarfilm sagten jedoch, dass nur eine massive Kraft von außen die Bugtür aufreißen könne. Diese Einschätzung warf Fragen über den tatsächlichen Unfallhergang auf. Opferangehörige und Überlebende des Unglücks hatten jahrzehntelang für eine tiefergehende Untersuchung der Ursachen gekämpft.
