Neuseeland hebt in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) fast alle Corona-Maßnahmen auf. Die Neuseeländer könnten nun in der Gewissheit nach vorne blicken, dass die verwendeten Maßnahmen nicht wieder eingeführt würden, sagte Premierministerin Jacinda Ardern. Ardern sagte weiter, dass „rückblickend Entscheidungen mit unvollkommenen Informationen getroffen“ worden seien. Diese Entscheidungen seien aber „immer mit den besten Absichten“ getroffen worden. Es gelte nun, Lehren daraus zu ziehen.
Besucher, die in den Pazifikstaat reisen, müssen ab Dienstag nicht mehr gegen das Virus geimpft sein. Auch alle weiteren Impfvorschriften der Regierung werden am 26. September auslaufen. Angesichts der hohen Impfraten und der großen Zahl von Menschen, die sich mit dem Virus infiziert haben, sei es nun sicher, die Impfpflicht zu beenden, so Ardern. Die bisherige Regel für Einreisende, sich gleich nach der Ankunft und am fünften Tag des Aufenthalts aus das Virus zu testen, entfällt ebenfalls. Außerdem fällt die Maskenpflicht, nur in Krankenhäusern und Seniorenheimen soll sie zunächst weiter bestehen.
Unabhängige Untersuchung der Covid-Maßnahmen gefordert
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„Es ist an der Zeit, die Seite unseres Covid-19-Managements umzublättern und ohne die außergewöhnlichen Maßnahmen zu leben, die wir zuvor ergriffen haben“, sagte Ministerpräsidentin Jacinda Ardern am Montag. Ardern sagte weiter, man wolle den Menschen nun „nicht mehr abverlangen, als es die (wissenschaftlichen) Beweise zulassen“. Das Land hatte seine Grenzen im März 2020 geschlossen und zunächst eine strenge Null-Covid-Strategie verfolgt. Erst in diesem Juli hatte sich das Land wieder vollständig geöffnet.
Act Leader David Seymour begrüßte das Ende der Covid-Beschränkungen, an denen „die Regierung schon viel zu lange festgehalten hat“. Er fordert jetzt eine unabhängige Untersuchung der Covid-Maßnahmen der Regierung, um „den Schaden, den die Beschränkungen verursacht haben, vollständig zu verstehen“. Seymour: „Die Auswirkungen unserer Reaktion waren immens. Wir haben Grund zu der Annahme, dass es auf Jahre hinaus erhebliche Auswirkungen auf die Bildung unserer Kinder, die psychische Gesundheit, die Abhängigkeit von Sozialleistungen, die Kriminalität, den sozialen Zusammenhalt, die Stärke der Unternehmen und die Infrastruktur geben wird.“
Der Sprecher der Grünen Partei für Covid-19, Teanau Tuiono, sagte, starke Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit seien nach wie vor unverzichtbar und die heutige Entscheidung würde die Menschen fragen lassen, ob die Regierung aufgegeben habe.
Die fast vollständige Abschaffung langjähriger Schutzmaßnahmen würde bei immungeschwächten und behinderten Whānau, deren Wohlergehen im Mittelpunkt der Reaktion der Regierung stehen sollte, erhebliche Bedenken hervorrufen, sagte Tuiono.
„Covid und andere Atemwegserkrankungen werden nicht verschwinden“
Und weiter: „Sicher ist, dass Covid und andere Atemwegserkrankungen nicht verschwinden werden. Wir werden noch viele Jahre lang mit neuen Infektionswellen leben müssen. Der Schwerpunkt muss sofort darauf gelegt werden, die Ausbreitung von Covid-19 durch langfristige Schutzmaßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu verlangsamen, und zwar neben dem gleichberechtigten Zugang zu allen künftigen Impfstoffen.“
Neuseeland mit fünf Millionen Einwohnern hat mehr als 1,7 Millionen Infektionen verzeichnet. Fast 2000 Menschen sind am Coronavirus gestorben.
