Nord Stream 1: Gasturbine aus Kanada offenbar schon in Deutschland eingetroffen
Gazprom macht die Gasversorgung Europas von der Rückgabe einer Siemens-Turbine abhängig. Laut einem Zeitungsbericht hat sie bereits am Sonntag Kanada verlassen.

Wie die russische Qualitätszeitung „Kommersant“ in der Nacht auf Montag unter Berufung auf eigene Quellen berichtet, sei die Turbine von Siemens Energy für die Verdichterstation Portowaja am Startort der Gaspipeline Nord Stream 1 bereits am Sonntag von einer Reparaturwerkstatt in Kanada per Flugzeug nach Deutschland gebracht worden. Mit Deutschland als Zwischenstation soll die Turbine so sanktionskonform weiter an den russischen Staatskonzern Gazprom weitergeleitet werden.
Als nächstes soll die Turbine laut dem Bericht per Fähre über die Ostsee und auf dem Landweg per Lkw über Helsinki, Finnland, zum Startort der Ostseepipeline transportiert werden. Die Verdichterstation Portowaja befindet sich in der Region Leningrad rund 20 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt. Die EU-Sanktionspakete beinhalten keine Verbote der Lieferung von Gasturbinen an die Russische Föderation, also sollte es keine Schwierigkeiten beim Transport geben, betont die russische Zeitung.
Es könne jedoch während des Zollverfahrens zu Verzögerungen kommen. Die Turbine könnte dann voraussichtlich am 24. Juli in Russland eintreffen; die Installation könnte weitere drei bis vier Tage dauern. Spätestens Anfang August könnte die Nord Stream 1 dann wieder bereit sein, Gas in voller Menge nach Europa zu liefern.
Nord Stream 1 bis Donnerstag noch in der Wartung
Siemens Energy wollte die Informationen im „Kommersant“-Bericht auf Anfrage der Berliner Zeitung weder bestätigen noch dementieren. Man gebe zum Standort der Turbine keine Kommentars, so ein Siemens-Sprecher. Es bleibe aber bei dem Ziel, die Turbine so schnell wie möglich zu ihrem Einsatzort zu transportieren.
Die Nord Stream 1 befindet sich seit 11. Juli bis 21. Juli in der jährlichen Wartung und liefert vorerst kein Gas nach Europa. Wie viel Gas danach nach Europa fließen wird, bleibt unklar. Gazprom hatte Siemens zuletzt am 16. Juli erneut aufgefordert, die in Kanada reparierte Turbine schnellstmöglich nach Russland zu liefern, damit Gazprom den Weiterbetrieb der Nord Stream 1 gewährleiste könne. Der Konzern hatte bereits am 16. Juni die Gasflüsse nach Europa über Nord Stream 1 auf nur noch 40 Prozent gedrosselt und die Maßnahme mit der fehlenden Turbine erklärt. Die Bundesregierung sieht dahinter jedoch vor allem politische Gründe.