Nukleares Forschungszentrum in Charkiw erneut beschossen
Russland soll zum zweiten Mal dasselbe nukleare Forschungszentrum beschossen haben. Ein Treffer in der Anlage könnte eine Umweltkatastrophe auslösen.

In der Stadt Charkiw im Osten der Ukraine soll erneut ein nukleares Forschungszentrum beschossen worden sein. Das teilte die ukrainische staatliche Atomaufsichtsbehörde in der Nacht zum Freitag mit. Demnach soll Russland am Donnerstagabend bereits zum zweiten Mal dieselbe Atomforschungsanlage am nördlichen Stadtrand der Millionenstadt beschossen haben. Den Angaben nach sei die Anlage nun ohne Strom, am Gebäude gebe es oberflächliche Schäden. Man versuche nun genauer zu bestimmen, welche Folgen die Schäden hätten, heißt es weiter.
Am Charkiwer Institut für Physik und Technologie befindet sich ein Forschungsreaktor, der mit schwach angereichertem Uran betrieben wird. Laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) wurden beide ukrainischen Forschungsreaktoren – ein zweiter befindet sich in Kiew – bereits Ende Februar heruntergefahren. Lokale Medien berichteten, dass mehrere Zimmer eines Studentenwohnheims in der Nähe des Instituts durch den Beschuss in Brand gerieten. Verletzt wurde demnach niemand.
Vom russischen Militär kam hingegen am Abend der Vorwurf, ukrainische Kräfte hätten ein Gebäude des Forschungszentrums „gesprengt“, um „Nuklearforschung zu verbergen“. „Bis zu 50 Mitarbeiter der Einrichtung können sich unter den Trümmern befinden“, behauptete Generaloberst Michail Misinzew.
Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU hatte am vergangenen Sonntag mitgeteilt, dass das Forschungszentrum mit Grad-Raketenwerfern beschossen worden sein soll. Ein Treffer in der Forschungsanlage, in der sich demnach 37 atomare Brennelemente befinden, hätte im schlimmsten Fall eine Umweltkatastrophe auslösen können, warnte die Behörde. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Russland hatte vor knapp zwei Wochen einen Krieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen. UN-Angaben nach wurden bereits über 500 Zivilisten getötet. Kiew geht von weitaus höheren Opferzahlen aus. (dpa)
