Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hat nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zur dauerhaften engen Zusammenarbeit mit Russland aufgerufen. Dies käme „beiden Ländern sehr zugute“, erklärte Chamenei am Dienstag auf seiner Website. „Es gibt viele Abkommen zwischen beiden Ländern, auch zu Öl und Gas, die gänzlich umgesetzt werden müssen.“
Der russische Gaskonzern Gazprom und das iranische staatliche Ölunternehmen unterzeichneten am Dienstag online eine Absichtserklärung über eine strategische Zusammenarbeit, die nach iranischen Angaben etwa 40 Milliarden Dollar umfasst. Dabei geht es etwa um die Erschließung iranischer Öl- und Gasfelder. Chamenei hob zudem hervor, dass sowohl Russland als auch der Iran von westlichen Sanktionen betroffen seien.
Das Treffen Chameneis mit Putin fand am Rande eines Dreiergipfels der Präsidenten des Irans, der Türkei und Russlands statt, bei dem es unter anderem um die Lage in Syrien gehen sollte. Gastgeber war der iranische Präsident Ebrahim Raisi. Putin traf auch zu einem Zweiergespräch mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan zusammen, vor allem um über Getreide-Ausfuhren aus der Ukraine zu sprechen.
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Iran, Russland und Türkei wollen „Terroristen“ gemeinsam bekämpfen
Russland, der Iran und die Türkei wollen in Syrien enger zusammenarbeiten. In einer gemeinsamen Erklärung verpflichteten sich die Staatschefs der drei Länder am Dienstag in Teheran dazu, „Terroristen“ in Syrien gemeinsam zu bekämpfen. Wladimir Putin, Ebrahim Raisi und Recep Tayyip Erdogan wiesen demnach „alle illegitimen Selbstbestimmungsinitiativen“ von Gruppen in der Region zurück. Es gehe darum, sowohl die Souveränität und Integrität Syriens als auch die Sicherheit der Nachbarländer zu bewahren.
Das Gipfeltreffen der drei Präsidenten auf Einladung des Iraners Raisi stand im Rahmen des sogenannten Astana-Friedensprozesses, den die drei Länder 2017 aufgenommen hatten. Allerdings verfolgen Moskau, Teheran und Ankara teils stark unterschiedliche Interessen in Syrien. Während Russland und der Iran den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützen, steht die Türkei auf der Seite einiger Rebellengruppen.
Erdogan will kurdische Gruppen in Syrien angreifen
Erdogan untermauerte bei dem Treffen seine Drohung, eine neue Militäraktionen gegen kurdische Gruppen in Syrien zu starten. „Wir werden unseren Kampf gegen die Terroristen in Kürze fortsetzen“, sagte er. „Wir erwarten von Russland und Iran, dass sie uns im Kampf gegen den Terrorismus unterstützen“.
Er verwies auf ein Abkommen mit Russland und den USA aus 2019, wonach beide Länder dabei helfen sollten, kurdische Kämpfer aus dem syrisch-türkischen Grenzgebiet zu verdrängen. „Das ist immer noch nicht geschehen“, sagte Erdogan. „Es ist längst überfällig.“
Der türkische Präsident droht bereits seit Ende Mai damit, eine neue Offensive gegen kurdische Gruppen in der Region zu starten. Die Türkei hat dabei mehrere Orte im Visier, die unter der Kontrolle der syrisch-kurdischen Organisation YPG stehen. Diese wird von der Regierung in Ankara als Terrororganisationen eingestuft, wurde aber von den USA und der internationalen Koalition im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) unterstützt.
Sowohl Moskau als auch Teheran hatten zuvor erkennen lassen, dass sie eine türkische Militäraktion nicht gutheißen würden. Dies könne die Lage in der Region verschlimmern, bekräftigte das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, der am Dienstag ebenfalls mit Erdogan zusammentraf. Ob die trilaterale Gipfelerklärung eine Änderung der iranischen Haltung zu einer möglichen türkischen Offensive widerspiegelt, war zunächst nicht ersichtlich.
