Fünf Opfer bei K.o.-Tropfen-Attacke auf SPD-Fest: 21-Jährige berichtet
Beim Fest der SPD-Bundestagsfraktion sollen mehrere Frauen mit K.o.-Tropfen betäubt worden sein. In der Partei ist man schockiert und hofft auf Aufklärung.

Bei dem Hoffest der SPD-Bundestagsfraktion am vergangenen Mittwoch soll es zu mehreren Attacken mit sogenannten K.o.-Tropfen gekommen sein. Die Polizei teilte am Samstag in Berlin mit, ihr seien fünf Fälle von Fest-Besuchern bekannt mit Symptomen wie Unwohlsein, Schwindel und Gedächtnisverlust. Es wird davon ausgegangen, dass es weitere Opfer gibt.
Am Samstag teile die Polizei Berlin in einer Pressemitteilung mit, dass eine 21-jährige Frau bei der Teilnahme auf dem Sommerfest über Unwohlsein, Schwindel und Gedächtnisverlust klagte. Die Symptome sollen ab circa 21.30 Uhr eingesetzt haben, nachdem alkoholische Getränke und Speisen konsumiert worden sind.
Polizei berichtet von vier weiteren Fällen – keine sexuellen Übergriffe
Am Morgen nach der Veranstaltung soll sich die junge Frau nicht mehr an den Abend erinnert haben können, ließ sich in einem Krankenhaus untersuchen und erstattete dort gegenüber der alarmierten Polizei Anzeige. Die Einsatzkräfte leiteten ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung gegen unbekannt ein. Für eine toxikologische Untersuchung sei ihr Blut abgenommen worden.
Die Polizei Berlin erhielt bis zum Samstag Kenntnis über vier weitere Fälle, bei denen ähnliche Symptome auftraten. Die weiteren Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an.
Mitglieder der Fraktion zeigten sich schockiert und verlangen eine schnelle Aufklärung. Es handele sich um einen ungeheuerlichen Vorgang, ein Verbrechen. Am Abend wollen sich Fraktionsvertreter noch einmal zusammenfinden, um den Stand der Dinge zu erörtern. Nach Angaben eines Sprechers der SPD-Fraktion habe es keine weitere Straftaten wie etwa Diebstahl gegeben. „Uns ist nicht bekannt, dass es noch zu weiteren Straftaten kam.“ Auch die Polizeisprecherin sagte, es gebe keine Erkenntnisse über weitere Straftaten, auch nicht zu etwaigen sexuellen Übergriffe.
SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast riet allen Betroffenen zur Anzeige. „Es gibt noch viele Unklarheiten, die Polizei ermittelt“, sagte ein Fraktionssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Eingelassen wurden den Angaben zufolge nur Gäste mit persönlicher Einladung. Es habe sich um eine „interne Veranstaltung“ mit Abgeordneten, Fraktionsmitarbeitern und Mitarbeitern aus den Wahlkreisen gehandelt, sagte der Sprecher.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz war Gast der Veranstaltung
An dem Hoffest im Tipi-Zelt am Kanzleramt nahmen rund 1000 Personen teil. Unter den Teilnehmern befanden sich neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehrere SPD-Minister sowie Abgeordnete und Mitarbeiter des Deutschen Bundestags und den Wahlkreisen.
„Dies ist ein ungeheuerlicher Vorgang, der unsererseits sofort bei der Bundestagspolizei gemeldet wurde“, heißt es in einem Schreiben von SPD-Fraktionsgeschäftsführer Mathias Martin an die Bundestagsabgeordneten und deren Mitarbeiter, aus dem der Tagesspiegel am Freitag zitierte und das auch der Deutschen Presse-Agentur vorlag. „Wir empfehlen möglichen weiteren Betroffenen, dies unverzüglich bei der Polizei zur Anzeige zu bringen“, hieß es darin. Ein Fraktionssprecher sagte, es werde alles getan, um für Aufklärung zu sorgen.
SPD-Chef Lars Klingbeil äußerte die Hoffnung, dass der oder die Täter ausgemacht und zur Rechenschaft gezogen werden. Die Fraktionsführung kooperiere als Veranstalter des Festes mit den Sicherheitsbehörden, sagte Klingbeil dem Fernsehsender Welt. „Wir werden jetzt alles auswerten, was an Informationen vorliegt.“ Klingbeil zeigte sich schockiert über die mutmaßlichen Vorfälle. „Es macht mich wütend, dass so etwas auf einer Veranstaltung der SPD passieren konnte.“
Der ganze Vorgang ist besonders heikel, da die Veranstaltung aufgrund der Präsenz von Kanzler und Ministern durch das Bundeskriminalamt gesichert war. Kriminelle setzen K.o.-Tropfen ein, um ihre Opfer willenlos zu machen und sie sexuell zu missbrauchen. Die Tropfen gelten als berauschend und enthemmend. Zu den Symptomen zählen Schwindel und Übelkeit.
