In den USA ist ein Mann trotz mutmaßlicher psychischer Erkrankungen hingerichtet worden. Benjamin Cole war bereits 2004 wegen des Mordes an seiner neun Monate alten Tochter zum Tode verurteilt worden – am Donnerstag wurde das Urteil in einem Gefängnis im Bundesstaat Oklahoma mit einer Giftspritze vollstreckt. Laut Coles Anwälten litt der 57-Jährige unter anderem an einer paranoiden Schizophrenie, was zudem lange bekannt gewesen sei. Der Oberste Gerichtshof der USA hatte es am Mittwoch dennoch abgelehnt, die Hinrichtung zu stoppen.
Cole hatte im Jahr 2002 seine weinende Tochter getötet, nach eigenen Aussagen, weil er ungestört ein Videospiel spielen wollte. „Sie ist einen schrecklichen Tod gestorben“, sagte Donna Daniel, die Tante des getöteten Säuglings am Donnerstag dem Nachrichtensender CNN. Nach der Hinrichtung Coles habe sie sich bei den Behörden für die Vollstreckung des Urteils bedankt. „Wir sollten nicht 20 Jahre lang warten müssen, bis einem neun Monate alten Baby Gerechtigkeit widerfährt.“
USA: Bereits zwölf Hinrichtungen in diesem Jahr
Bereits im Jahr 2008 soll bei dem Verurteilten eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden sein, wie dessen Anwälte erklärten. Zudem habe er an Hirnschäden gelitten. Sein Zustand habe sich – auch aufgrund fehlender Behandlung in der Haftanstalt – zuletzt weiter verschlechtert. Er könne nicht mehr laufen, sich nicht mehr selbst um seine Körperhygiene kümmern und nicht richtig kommunizieren. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verwies auf mehrere psychiatrische Gutachten, laut denen Coles geistige Gesundheit stark eingeschränkt gewesen war.
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In den USA dürften psychisch schwer kranke Menschen, die die Gründe für eine Strafe und deren Auswirkungen nicht begreifen können, nicht hingerichtet werden. Auch der UN-Menschenrechtsrat verurteilt die Todesstrafe in solchen Fällen aufs Schärfste. Die Behörden Oklahomas argumentierten hingegen, Cole habe nicht unter psychischen Problemen gelitten. Seine Kommunikationsstörung sei vielmehr auf seine „extreme Religiosität“ zurückzuführen gewesen.
Örtlichen Journalisten zufolge redete und betete der 57-Jährige am Donnerstag rund zwei Minuten lang in schwer verständlichem Ton, während er für die Verabreichung der Giftspritze fixiert wurde. Er sagte demnach unter anderem „Jesus ist mein Gott und Retter“ und „Entscheidet euch für Jesus, solange ihr es noch könnt“.
In den USA sind in diesem Jahr bereits zwölf Häftlinge hingerichtet worden, allein vier davon in Oklahoma. Der Bundesstaat plant in den kommenden Monaten noch eine Reihe weiterer Hinrichtungen.
