Eine möglicherweise noch leichter übertragbare Omikron-Untervariante breitet sich in einigen Ländern zügig aus - doch noch sind viele Fragen zum Subtyp BA.2 offen. BA.1 ist der Omikron-Subtyp, der derzeit in Deutschland Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge vorherrscht.
„Weil man in verschiedenen Ländern beobachten kann, dass der Anteil an BA.2 zunimmt, wird vermutet, dass BA.2 einen Vorteil in der Übertragbarkeit gegenüber BA.1 hat“, sagte Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Frankfurter Uniklinik, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Deutschland, die Nachbarländer Frankreich und Österreich sowie eine Reihe weiterer Länder haben den Untertyp bereits nachgewiesen. In Dänemark, das dank umfangreicher Sequenzierungen bestens über die vorherrschenden Varianten im Land informiert ist, ist BA.2 nach Angaben des staatlichen Gesundheitsinstitutes SSI mittlerweile für rund die Hälfte aller Fälle verantwortlich.
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Omikron-Subtyp in Dänemark schon dominant
Neben einer höheren Übertragbarkeit könne auch eine stärkere Immunflucht dazu führen, dass sich immer mehr Menschen mit BA.2 infizierten, erklärte Ciesek. Immunflucht bedeutet, dass eine durchgemachte Infektion oder eine Impfung weniger gut vor dem Erreger schützen. „Sehr frühe Beobachtungen aus Dänemark legen nahe, dass zwischen BA.1 und BA.2 in der Krankheitsschwere kein großer Unterschied zu sein scheint“, sagte Ciesek.
In Dänemark ist BA.2 nach Angaben des staatlichen Gesundheitsinstitutes SSI mittlerweile für rund die Hälfte aller Fälle verantwortlich. In Deutschland wurde BA.1 laut dem aktuellsten Wochenbericht des RKI in der ersten Januarwoche in einer Stichprobe 1568-mal nachgewiesen werden. BA.2 tauchte 38-mal auf.
Virologe Tom Peacock vom Imperial College in London sieht keinen Grund zur Panik. „Sehr frühe Beobachtungen aus Indien und Dänemark deuten darauf hin, dass es keinen dramatischen Unterschied im Schweregrad im Vergleich zu BA.1 gibt“, schrieb er auf Twitter. Seiner Einschätzung nach werde es „wahrscheinlich nur minimale Unterschiede in der Wirksamkeit des Impfstoffs gegen BA.1 und BA.2“ geben.
BA.2 tauchte in Deutschland nur 38 Mal auf
Wo der Subtyp genau herkommt, ist den Experten zufolge ungewiss. Neu ist er nicht. So konnte BA.2 schon kurz nach dem Auftreten von Omikron nachgewiesen werden. Der Subtyp ist eine „Schwesterlinie“ von BA.1 - beide sind Omikron-Untervarianten, und es ist nicht etwa eine aus der anderen entstanden. Auch wenn die beiden Varianten BA.1 und BA.2 weitgehend identisch sind, weisen sie unterschiedliche Mutationen auf.
Ein weiterer wichtiger Unterschied: BA.2 fehlt eine Mutation, die bei bestimmten PCR-Tests zunächst für eine Unterscheidung von Omikron und Delta herangezogen wurde. „BA.2 wurde deshalb anfangs fälschlicherweise als „Tarnkappen-Mutation“ beschrieben, weil diese Variante sich nicht von Delta in dieser Mutation unterscheidet“, erklärte Virologin Ciesek. In der Regel würden jedoch entweder mehrere verschiedene Mutations-PCRs durchgeführt oder das Genom sequenziert, so dass Labore durchaus zwischen BA.1, BA.2 oder Delta unterscheiden könnten.
So wurde hierzulande in der ersten Januarwoche laut dem aktuellsten RKI-Wochenbericht BA.1 in einer Stichprobe 1568 Mal nachgewiesen werden, während BA.2 lediglich 38 Mal auftauchte.
