Polens Regierung sieht sich auf den russischen Gas-Lieferstopp gut vorbereitet. „Wir haben uns schon seit Jahren gut auf dieses Szenario vorbereitet und schon seit 2015 schrittweise unsere Abhängigkeit von russischem Erdgas um etwa 20 Prozent zurückgefahren“, sagte der polnische Vizeaußenminister Szymon Szynkowski vel Sek den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Donnerstagsausgaben).
Polen habe ein Terminal für Flüssiggas (LNG) gebaut. Zudem produziere das Land inzwischen „etwa 20 Prozent unseres Gasbedarfs selbst“, sagte Szynkowski vel Sek. Die aktuelle Versorgung sei auch gesichert, weil Polens Gasspeicher Füllstände bis zu 80 Prozent aufweisen. Der EU-Durchschnitt betrage derzeit nur 30 Prozent. Im Mai erwarte Polen zudem neue Lieferungen aus Litauen über ein dort befindliches neues Terminal für Flüssiggas (LNG). „Dadurch bekommen wir mehr als zwei Milliarden Kubikmeter Gas zusätzlich“, sagte vel Sek. Und im Sommer werde es zusätzliche Lieferungen aus der Slowakei geben.
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Dem größten Befreiungsschlag sieht Polen jedoch im Herbst entgegen. Dann werde eine neue Gaspipeline durch die Ostsee in Betrieb gehen, die Baltic Pipe. Sie bringt norwegisches Erdgas nach Polen, zunächst bis Jahresende rund drei Milliarden Kubikmeter. „Im Jahr 2023 werden es zehn Milliarden Kubikmeter sein, und das wird uns enorm helfen, uns völlig von Russlands Gas unabhängig zu machen“, sagte der Vizeaußenminister.
Der russische Gazprom-Konzern hatte am Mittwoch den Stopp seiner Gaslieferungen nach Bulgarien und Polen bestätigt. Als Grund führte Gazprom an, dass die beiden EU-Mitgliedstaaten keine Zahlungen in Rubel geleistet hätten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vergangenen Monat angekündigt, dass Russland Zahlungen für Gaslieferungen nur noch in seiner Landeswährung akzeptieren werde.
