„Wichsvorlage“-Skandal: Linke droht Kreischef mit Konsequenzen

Sexistische Äußerungen veranlassten die Linke-Politikerin Melanie Wery-Sims dazu, aus der Partei auszutreten. Nun schaltet sich der Bundesvorsitzende in den Fall ein.

Melanie Wery-Sims während einer Pressekonferenz
Melanie Wery-Sims während einer Pressekonferenzimago/M. Popow

Der Bundesvorsitzende der Linken, Martin Schirdewan, hat wegen eines innerparteilichen Sexismus-Vorfalls Konsequenzen angekündigt. Am vergangenen Montag war die Co-Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Linken, Melanie Wery-Sims, wegen der respektlosen Äußerungen eines Kreisvorsitzenden aus der Partei ausgetreten.

In einem Twitter-Post des Linke-Bundesvorsitzenden heißt es dazu: „Die herabwürdigenden Äußerungen eines Kreisvorsitzenden im Landesverband RLP widersprechen den Grundwerten unserer Partei. Der Landesvorstand wird dazu heute über Konsequenzen beraten“, so Schirdewan. Weiter heißt es, dass die Linke für sexistische Angriffe keinen Platz habe und die geforderten Konsequenzen ausdrücklich unterstützt werden würden.

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Wery-Sims verurteilt Umgang mit MeToo-Fällen in der Partei

Den Parteiaustritt begründete Melanie Wery-Sims unter anderem mit skandalösen Äußerungen eines Parteigenossen, der ihre Facebook-Fotos konsequenzenlos als „Wichsvorlage“ bezeichnet hatte. In einem längeren Twitter-Post hatte sie am Montag ihre Entscheidung näher erläutert.

Wie der Spiegel berichtet, würden der Redaktion Screenshots vorliegen, die herablassende und sexistische Äußerungen beweisen sollen. Die Fotos seien beispielsweise mit „Sex sells. Machen in der Politik doch nur die Verzweifelten und die ohne Inhalte“ kommentiert worden. Zudem seien die „beinahe-pornografischen“ Fotos „niveaulos“ und „peinlich“. Von Parteimitgliedern sei außerdem die Frage geäußert worden, ob es sich um ein „Hochglanzbillignuttenbild“ handele, schreibt der Spiegel.

In ihrem offenen Brief auf Twitter kritisiert Wery-Sims den Umgang mit MeToo-Vorfällen in der Partei. Dieser sei unsäglich gewesen, heißt es in dem Tweet. Weiter berichtet sie von innerparteilichen Grabenkämpfen, die auch der Spiegel aufgreift. So würden Mails beweisen, die der Spiegel-Redaktion vorliegen, dass der beschuldigte Kreisvorsitzende gegenüber Wery-Sims geäußert haben soll, sie bekämpfen zu wollen. Er soll geschrieben haben: „Ich verspreche Dir, dass ich Euch nicht einfach Eure Arbeit machen lassen werde“ sowie „Als weit, wirklich weit, weit erfahrenerer Politiker als Du, nehme ich meine oppositionelle Funktion wahr, dafür wurde ich gewählt“.

Beschuldigter soll weitere Personen eingeschüchtert haben

Der besagte Kreisvorsitzende soll auch im Kontakt mit weiteren Personen ausfallend geworden sein. Einer Anwältin und Genossin, die eine Unterlassungsklage aufgrund der sexistischen Äußerungen angestoßen habe, soll er geschrieben haben, dass es ihn amüsiere. Konkret sei es um „Wichsbilder“ als „sexistischen Hilferuf“ gegangen, heißt es im Spiegel.

Wie der Spiegel weiter zitiert, habe der Beschuldigte im Verlauf geantwortet: „Solltest Du auch nur noch ein einziges Mal behaupten, dass ich Dich eine Hochglanzbillignutte genannt hätte, wird’s sehr teuer für Dich und medial unangenehm“ und „Wenn Du als Politiker eine Unterlassungsaufforderung bekommst, dann handelst Du immer richtig, wenn Du sie zerknüllst und in den Müll wirfst“. Die Bundesgeschäftsstelle der Linken soll über die Mails Kenntnis haben, da sie „in CC“ gesetzt worden sei, heißt es im Artikel.

Melanie Wery-Sims erklärte nach ihrem Parteiaustritt auf Twitter, dass sie weiterhin politisch aktiv bleiben wolle.