Streiks im Gesundheitswesen: Ganze Stationen in Berlin wohl geschlossen
Laut Arbeitgebern sollen Angestellte bald in besonderen Fällen auf Lohn verzichten. Gewerkschafter sind empört. Nächste Woche soll bundesweit gestreikt werden.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat im Tarifstreit im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen für die kommende Woche zu Warnstreiks im Gesundheitswesen aufgerufen. Für Dienstag und Mittwoch seien bundesweit die Beschäftigten von Krankenhäusern, Psychiatrien, Pflegeeinrichtungen und Rettungsdiensten zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, teilte Verdi am Freitag in Berlin mit.
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Charité, Vivantes und dessen Tochterunternehmen sowie dem Jüdischen Krankenhaus sollen auch an den beiden Tagen streiken.
Vivantes Berlin: Nicht nur Pflegekräfte, Hebammen und Therapeuten streiken
Pflegekräfte, Hebammen, Therapeutinnen und Therapeuten und andere Beschäftigte sollen laut Verdi-Sprecher an dem bundesweiten Warnstreik teilnehmen. Bei Vivantes streiken demnach auch andere Berufsgruppen, wie etwa Gärtner und Gärtnerinnen. Man erwarte mehr als 1000 Streikende.
Bei allen drei Krankenhäusern gebe es Stationen, die wegen des Warnstreiks komplett geschlossen werden müssten, teilte die Gewerkschaft mit. „Das haben wir den Arbeitgebern fristgerecht mitgeteilt und erwarten, dass diese entsprechend dafür sorgen, dass auf den Stationen keine Patientinnen und Patienten mehr liegen“, sagte Gisela Neunhöffer von Verdi. Die Beschäftigten im Gesundheitswesen seien in der Pandemie beklatscht und bejubelt worden. „Zum Dank dafür soll ihnen der Lohn gekürzt werden können, wenn es einem Krankenhaus wirtschaftlich schlecht geht“, sagte sie.
Verdi: Tarifangebot der Arbeitgeber „respektlos“
Mit den Warnstreiks werde gegen das von Bund und Kommunen Ende Februar vorgelegte Angebot protestiert, das für Beschäftigte in den Kliniken und in der Altenpflege „Sonderopfer“ verlange – sie sollten auf Lohn verzichten, wenn es dem Betrieb wirtschaftlich schlecht gehe. „Das Ansinnen der Arbeitgeber, über einen Zusatztarifvertag Gehaltskürzungen für die Beschäftigten im Gesundheitswesen zu ermöglichen, ist eine echte Provokation und führt zu heftigen Protesten und Widerstand insbesondere im Gesundheitswesen“, erklärte Verdi-Chef Frank Werneke.
Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler nannte das vorgelegte Angebot „schlicht respektlos“. Dabei verwies Bühler insbesondere auf die Belastungen während der Corona-Pandemie. Die Dienstleistungsgewerkschaft und der Deutsche Beamtenbund fordern 10,5 Prozent monatlich mehr für die rund 2,4 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst, mindestens aber 500 Euro mehr Gehalt.
Die Arbeitgeber boten zuletzt eine lineare Erhöhung der Löhne um drei in diesem und um weitere zwei Prozent im kommenden Jahr sowie steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro verteilt über zwei Jahre an. Die Gewerkschaften lehnten das Arbeitgeberangebot ab. Die dritte Tarifrunde findet vom 27. bis zum 29. März in Potsdam statt.
