Überfall auf Geldtransporter in Wilmersdorf: Schüsse, Verletzte, viele Zeugen
In der Uhlandstraße in Wilmersdorf hat es am Mittwoch einen bewaffneten Überfall gegeben. Vier Menschen wurden verletzt. Die Täter sind auf der Flucht.

Gegen 12 Uhr mittags steht eine Frau vor der Postbank-Filiale und beginnt zu weinen. Kurz zuvor hatte sie ein Fernsehreporter gefragt, ob sie „etwas gesehen“ hatte. Da war der Überfall noch nicht einmal eine Stunde her. Direkt nach dem Gespräch geht der Journalist in das Geschäft nebenan und besorgt Wasser für sie. Er gibt es ihr und fragt nicht mehr weiter. Es ist klar, diese Frau möchte nicht mehr sprechen.
Um 11.15 Uhr am Mittwochmorgen war ein Notruf bei der Polizei eingegangen. In der Uhlandstraße in Berlin-Wilmersdorf habe sich ein Überfall auf einen Geldtransporter ereignet. Während des Überfalls versprühten die Täter Reizgas. Auch mehrere Schüsse in die Luft sollen abgegeben worden sein. Die Polizei geht bislang von zwei bis vier maskierten Tätern aus. Die Verdächtigen, die mindestens eine Geldkassette geraubt haben sollen, entkamen Richtung Mecklenburgische Straße, sagte ein Polizeisprecher. Sie sollen bewaffnet und mit einem schwarzen Audi A6 unterwegs sein.
Die Tat ereignete sich laut Polizei im Eingangsbereich einer Postbank-Filiale. Bei der Feuerwehr war der Alarm um 11.19 Uhr eingegangen. Anfangs hieß es, die Bank selbst sei überfallen worden. Laut Polizei hat der Audi der Täter ein gefälschtes oder gestohlenes Kennzeichen. Dass es sich um ein Berliner Kennzeichen handelt, konnte nicht bestätigt werden.
Polizei: Angestellte der Postbank und Sicherheitsleute verletzt
Eine weitere Zeugin neben der Postbank-Filiale war zum Zeitpunkt des Überfalls hinter dem Fenster im 1. Stock. „Ich war bei einer Beraterin und wollte ein Konto für meine Kinder eröffnen“, sagt die 30-Jährige der Berliner Zeitung, die aber ihren Namen nicht nennen wollte. „Plötzlich hörten wir die Schüsse vor dem Fenster, natürlich hatten wir Angst.“ So etwas habe sie noch nie vorher erlebt. „Wir haben uns auf den Boden gelegt und gewartet.“ Die Verletzten habe sie nicht gesehen. Sie glaube, sie stehe noch unter Schock. Dann möchte auch sie nicht weiter sprechen.
Wie die Polizei weiter erklärte, wurden bei dem Überfall vier Menschen verletzt. Drei wurden ins Krankenhaus gebracht. Verletzt wurden zwei Sicherheitsleute des Geldtransporters – ein 49-jähriger Mann und eine 39-jährige Frau – sowie zwei Bankangestellte – zwei 57-jährige Frauen.
Überfall auf Geldtransporter in Berlin: Keine Schussverletzungen
Wie Einsatzkräfte vor Ort berichten, haben die vier Opfer keine Schussverletzungen erlitten. Eine Polizeisprecherin schloss auf Nachfrage ebenfalls Schussverletzungen aus und sprach „eher von Reizgasverletzungen“. Die männliche Sicherheitskraft soll eine Platzwunde am Schädel erlitten haben. Die Opfer seien noch nicht befragt worden. In der Spitze waren bis zu 90 Polizeibeamte im Einsatz. Die Ermittler haben ein Hinweisportal für Zeugen eingerichtet. Da es laut war und auf der gegenüberliegenden Seite viele Balkons zu sehen sind, geht man von vielen Zeugen aus.
In diesem Teil der Uhlandstraße sind vor allem Spielbars und Kneipen mit Namen wie UH-Länder oder Uhlandquelle. Direkt gegenüber der Postbank-Filiale ist die Kneipe Chicko. Die Inhaberin ist seit 30 Jahren hier im Kiez. „Das war das Aufregendste, was hier je passiert ist“, sagt sie der Berliner Zeitung.
Die Polizei weist darauf hin, dass die Uhlandstraße zwischen Güntzelstraße und Berliner Straße immer noch gesperrt sei. Menschen, die dort ihr Auto geparkt hatten, wurden von den Polizisten zu ihrem Auto geführt. Die Spurensicherung ist vor Ort. Die Ermittlungen dauern weiter an.
Wir sind mit ca. 90 Kolleginnen und Kollegen im Tatortbereich im Einsatz.
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) June 29, 2022
Die #Uhlandstr. ist zwischen Güntzelstr. und Berliner Str. für den Fahrzeugverkehr #gesperrt.
Bitte umfahren Sie den Bereich weiträumig.
^tsm
Überfall auf Geldtransporter in Berlin: Das sagen Augenzeugen
Eva Bönisch, Apothekerin neben der Postbank-Filiale, wohnt selbst seit 22 Jahren hier im Kiez. Hier sei es sehr ruhig. „Wilmersdorf halt“, sagt sie. „Heute morgen kam eine Frau reingerannt und wir haben die Schüsse ja auch gehört.“ Sie hätten dann erst einmal abgeschlossen und gewartet. „Als die Polizei kam, haben wir uns sicher genug gefühlt, die Türen wieder zu öffnen.“ Bei ihr seien Erinnerungen an einen Apothekenüberfall wieder wach geworden, den sie im Jahr 2000 in der gleichen Straße erlebte. Der Täter wurde nie gefasst.

Ermittlungen am Tatort: BVG leitet Busse um, Straße abgesperrt
Die BVG twitterte am Mittwochmorgen, dass es wegen des Polizeieinsatzes zu Verkehrseinschränkungen komme. In dem Tweet heißt es: „Die Linie #249_BVG wird in beide Fahrtrichtungen zwischen den Haltestellen U Hohenzollernplatz U Blissestr./Uhlandstr. umgeleitet.“
In #Wilmersdorf läuft ein Polizeieinsatz auf der Uhlandstraße. Sie ist zwischen Fechnerstraße und Güntzelstraße #gesperrt.
— Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ Berlin) (@VIZ_Berlin) June 29, 2022
Die Buslinie #249_BVG wird umgeleitet.https://t.co/S7vdbNiXqv
Am frühen Nachmittag steht eine Frau an der Tür ihrer Bäckerei, nur 30 Meter neben der Postbank. Sie schüttelt den Kopf und sagt auf Türkisch ins Telefon, dass sie nur die Schüsse gehört habe. Sie sei im Geschäft geblieben, in Sicherheit. Dann sagt sie auf Deutsch: „Ist ja noch einmal alles gut gegangen. Niemand ist gestorben.“