Prostitution und Menschenhandel: Razzia gegen Schleuserbande in Berlin

Die Polizei hat am Morgen sechs Objekte in Berlin durchsucht. Eine Schleuserbande soll illegal Vietnamesen nach Deutschland gebracht haben.  

Bundespolizisten verhaften eine Verdächtige.
Bundespolizisten verhaften eine Verdächtige.Morris Pudwell

Berlin-Bundespolizisten sind am Mittwochmorgen in Berlin, Hamburg und Schleswig-Holstein gegen eine Menschenschleuser-Bande vorgegangen. Etwa 160 Beamte vollstreckten Durchsuchungsbeschlüsse wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Einschleusung von Ausländern sowie der Zwangsprostitution. In Berlin-Lichtenberg und Marzahn durchsuchten Fahnder sechs Objekte. Darunter waren Wohnungen, ein Wohnungsbordell in einem Hochhaus in der Landsberger Allee, ein Nagelstudio und ein Massagesalon. 

Auch in Hamburg und in der Gemeinde Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein) wurden je eine Wohnung durchsucht. Der Schleuser-Bande wird vorgeworfen, illegal Vietnamesen nach Deutschland gebracht zu haben.

Bundespolizisten durchsuchten auch Geschäfte.
Bundespolizisten durchsuchten auch Geschäfte.Morris Pudwell
Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Die Ermittlungen richten sich gegen einen 25-jährigen Vietnamesen und eine 43-jährige Vietnamesin sowie einen 64-jährigen Deutschen. Sie werden verdächtigt, in die Bundesrepublik Deutschland geschleuste vietnamesische Staatsangehörige sowohl in Nagel- und Massagestudios als auch bordellartigen Betrieben zu beschäftigen und hierdurch ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Konkret sollen sie von der Schleusung von mindestens acht Frauen und zwei Männern erheblich finanziell profitiert haben. Die Betreiberin der Geschäfte ist bereits aus früheren Schleusungsverfahren bekannt. 

Die 43-jährige Vietnamesin ist einschlägig vorbestraft. Gegen sie wurde in Lichtenberg ein Haftbefehl vollstreckt. Den Ermittlungen zufolge wurden mindestens zwei sehr junge über Polen eingeschleuste Vietnamesinnen festgehalten und als Prostituierte missbraucht. Als Lohn hätten sie nur Essen und Trinken bekommen, heißt es. Die Freier hätten 50 Euro gezahlt.

Die Hauptverdächtige soll nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft außerdem in Scheinvaterschaften und Scheinehen vermittelt haben, um so einen legalen Aufenthaltsstatus der Geschleusten zu erlangen.

Die Ermittler stellten bei der Razzia umfangreiche Beweismittel sicher, darunter  Unterlagen, Mobiltelefone, Computer und Datenträger sowie Ausweise. Zudem beschlagnahmten sie rund 7.400 Euro Bargeld und etwa 400 Gramm betäubungsmittelverdächtige Substanz.

Arbeitsausbeutung, Zwangsprostitution und Drogenhandel

Professionelle Schleuser aus Vietnam bringen bereits seit Jahren Landsleute illegal über Osteuropa nach Deutschland, um sie auszubeuten. Das Geschäft ist straff organisiert. Es geht um Arbeitsausbeutung etwa in Nagelstudios und Restaurants, zudem um Zwangsprostitution und Drogenhandel. Betroffene müssen ihre Reisen selbst zahlen und ihre Schulden bei den Schleusern in Deutschland abarbeiten.

Polizisten gehen während der Razzia in Berlin-Lichtenberg in ein Wohnhaus.
Polizisten gehen während der Razzia in Berlin-Lichtenberg in ein Wohnhaus.dpa/Paul Zinken