Potsdam: Gedenkfeier für Opfer von Gewalttat im Oberlinhaus
In der Nikolaikirche fand am Donnerstag ein Gedenkgottesdienst unter anderem mit Ministerpräsident Dietmar Woidke statt.

Potsdam-In der Potsdamer Nikolaikirche hat am Donnerstagabend ein Gedenkgottesdienst für die Opfer der Gewalttat in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen stattgefunden. „Wir trauern gemeinsam, Menschen aus dem Oberlinhaus und ganz Potsdam, Brandenburgerinnen und Brandenburger und weit darüber hinaus“, sagte der Theologische Vorstand der diakonischen Einrichtung Oberlinhaus, Matthias Fichtmüller, zur Eröffnung. Fichtmüller zitierte aus dem Neuen Testament die Offenbarung des Johannes: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein.“
Auf der Empore vor dem Altar waren zum Gedenken an die vier getöteten Bewohner vier weiße Rollstühle aufgestellt. Auf einer Kanzel übersetzte eine Gebärden-Dolmetscherin die Ansprachen.
Dietmar Woidke: „Was geschehen ist, macht uns ratlos“
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) warb dafür, am Vertrauen festzuhalten. „Was geschehen ist, macht uns bestürzt und ratlos. Seitdem ist nichts mehr wie es war“, sagte er bei dem Gedenkgottesdienst. „Wir sind zutiefst erschüttert, weil es die Schwächsten waren, die besonders Hilfsbedürftigen, Menschen, die unsere Hilfe brauchen, die hier zu Opfern geworden sind.“
Hilfe funktioniere nur mit Vertrauen, sagte Woidke. „Dieses Vertrauen ineinander ist am 28. April auf fürchterliche Weise missbraucht und enttäuscht worden. (...) Und doch glaube ich auch weiter an die Kraft des Vertrauens, ich glaube daran, dass wir einander vertrauen können.“ Eine Pflegemitarbeiterin des Heims steht nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei im Verdacht, am vergangenen Mittwoch vier Bewohner vorsätzlich getötet und eine weitere Bewohnerin schwer verletzt zu haben. Die Frau kam in eine psychiatrische Klinik.
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wandte sich bei der Gedenkfeier mit seiner Anteilnahme an die Angehörigen der Opfer, aber auch an die Bewohner und Mitarbeiter des Oberlinhauses: „Machen wir deutlich, dass wir alle beieinanderstehen, dass Potsdam in diesen schweren Stunden zusammensteht und zusammenhält“, sagte Schubert.
140 Menschen unter Corona-Bedingungen versammelt
Zu dem Gottesdienst hatten die Stadt und die diakonische Einrichtung Oberlinhaus neben Angehörigen der Opfer und Bewohnern des Heims auch Potsdamer Bürger nach vorheriger Anmeldung eingeladen. Insgesamt hatten unter Corona-Bedingungen aber nur 140 Menschen in dem Gotteshaus Platz.
Der Gottesdienst wurde daher per Livestream übertragen. Auf dem Alten Markt vor der Kirche lag ein Kondolenzbuch aus. Seit Donnerstag ist auch ein digitales Kondolenzbuch freigeschaltet.
Am Rande der Veranstaltung war zu erfahren, dass die schwerverletzte Heimbewohnerin inzwischen das Krankenhaus verlassen konnte. Sie soll in das Oberlinhaus zurückgekehrt sein.
