Profikiller mit Charme - Thriller „The Accountant“

Das Zahlengenie Christian Wolff kommt mit mathemathischen Gleichungen deutlich besser klar als mit Menschen. Hinter einer bürgerlichen Fassade arbeitet der Autist für die Unterwelt. Hochgradig spannend.

ARCHIV - Der US-Schauspieler Ben Affleck 2016 auf dem roten Teppich bei der Premiere des Films «The Accountant» in London.
ARCHIV - Der US-Schauspieler Ben Affleck 2016 auf dem roten Teppich bei der Premiere des Films «The Accountant» in London.Hayoung Jeon/EPA/dpa

Berlin-Einen so sympathischen Killer hat Hollywood schon lang nicht mehr zu bieten gehabt. Der kriminelle Buchhalter Christian Wolff im Thriller „The Accountant“ ist mit Ben Affleck kongenial besetzt.

Die Zwiespältigkeit der Figur erweckt der zweifache Oscar-Gewinner geschickt zum Leben: Wolff hat mit seinen autistischen Zügen nicht nur ein geniales Gespür für Zahlen. Ebenso nüchtern wie seine Rechenkünste beherrscht er seine Kampfinstinkte. Am Sonntag um 20.15 Uhr ist „The Accountant“ auf ProSieben zu sehen.

Ein Held mit Hochbegabung

Der Held erinnert mit seinem exakten Gedächtnis und seinem Eremiten-Lebensstil mal an „Rain Man“, mal an „Léon - Der Profi“. Wolffs Geschichte liegt in seiner Kindheit begründet: Sein Vater, ein hoher Militär, wollte es nicht zulassen, dass sein Sprössling sein Talent frei entfaltet, die Bedürfnisse des autistischen Kindes empfand er als Schwächen. So erzog er Christian und den Bruder Braxton mit großer Härte. Die Jungen mussten schon früh ein Spezialtraining durchlaufen, das aus ihnen Kampfmaschinen machte.

Dem Zuschauer eröffnen sich nur ganz allmählich die Geheimnisse. Wolff führt auf den ersten Blick das Leben eines Provinzbuchhalters, seine pedantische Genauigkeit hat er weitmöglich in den Tagesablauf integriert. Hinter der Fassade aber nutzt er die Hochbegabung, die mit seinem Asperger-Syndrom einhergeht, für illegale Zwecke: Er bereinigt die Finanzen einiger der gefährlichsten kriminellen Organisationen der Welt. Und wenn nötig, greift er kaltblütig zur Waffe.

Alles läuft glatt, bis Chris in einem Akt der Rache ein Blutbad im Mafiamilieu anrichtet. So gerät er ins Visier der US-Steuerbehörden. Um die Ermittlungen gegen den Buchhalter voranzutreiben, heuert deren Leiter Ray King (J.K. Simmons) die Fahnderin Marybeth Medina an. Doch als sie Fortschritte macht, erfährt sie, dass ihr Boss tiefer in den Fall verstrickt ist, als sie ahnen konnte.

Verdrängte Ängste brechen sich Bahn

Affleck spielt diesen ebenso harten wie sehnsuchtsvollen Charakter äußerst zurückhaltend. Er lässt Wolff keine Gefühlsregung zu viel durchgehen. Dennoch ist der Buchhalter viel mehr als nur ein cooler Killer. Wie es bei einigen Formen des Autismus vorkommen kann, übt Wolff Gewalt gegen sich selbst aus. Regelmäßig traktiert er sein Schienbein brutal mit einem Rundholz. Die seit seiner Kindheit verdrängten Ängste, die in ihm schlummern, brechen als Aggressionen aus ihm hervor. So arbeitet Affleck eindringlich seinen vielschichtigen Charakter heraus. Dieses kontrastreiche Bild wird durch seinen weiblichen Widerpart noch verstärkt - denn Buchhalterin Dana Kummings (Anna Kendrick) ist gefühlsbetont und redselig. „The Accountant“ (2016) ist spannende Unterhaltung mit Hochleistungen.