Um unter anderem bei der „Pussy Riot Anti-War Tour“ dabei zu sein, war das Bandmitglied Maria Aljochina im vergangenen Monat aus dem Hausarrest in Russland geflohen – verkleidet als Essenslieferantin. Dies wurde erst am 10. Mai bekannt. Ihr Hausarrest sollte in einen dreiwöchigen Aufenthalt in einer Strafkolonie umgewandelt werden. Am Dienstag trug sie in München eine elektronische Fußfessel, aus symbolischen Gründen, wie sie sagte. Sie wolle damit zeigen, was in ihrer Heimat geschehe. Damit bezieht sie sich auf anhaltende Repressionen in Russland, insbesondere gegen Kremlkritiker, sowie auf Propaganda und gezielte Desinformation in den russischen Medien.
Sie könne pazifistische Rufe nach einem Kompromiss zur raschen Beendigung des Ukraine-Krieges nicht verstehen, sagte Maria Aljochina. „Was würden diese Leute sagen, wenn Putin in Deutschland einmarschieren würde? Gebt ihm Deutschland oder einen kleinen Teil?“, so Aljochina am Dienstag in München, wo die Band am Abend ein Konzert geben sollte.
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Aljochina forderte, den russischen Präsidenten Wladimir Putin vor ein internationales Gericht zu stellen. Menschenleben seien ihm und seinem Staat nicht wichtig. Dass der Westen nicht schon 2014 mit Sanktionen auf die Annektion der Krim durch Russland reagiert habe, habe sie schockiert. Stattdessen habe man mit ihm Hände geschüttelt.

Jetzt rief die Musikerin dazu auf, so rasch wie möglich kein Gas und Öl mehr aus Russland zu beziehen. „Europa sponsert diesen Krieg“, sagte sie. Zur Hauptsendezeit werde im russischen Staatsfernsehen darüber geredet, Atombomben in europäische Städte zu schicken. „Wie könnt ihr diese Leute bezahlen?“ Gespräche könnten sich Aljochina und ihre Bandkollegin Diana Burkot mit den Grünen vorstellen.
Mit der Konzerttour durch Städte wie Berlin, Hamburg, Amsterdam oder Lissabon will die Band Solidarität mit der Ukraine zeigen und die Einnahmen einem Kinderkrankenhaus in Kiew spenden. Außerdem sei es ein Kampf gegen die Gleichgültigkeit der Menschen hier.
