Beraterin von Viktor Orbán tritt zurück: Seine Rede war „Goebbels würdig“

Wegen einer antisemitischen und rassistischen Rede des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbáns ist nun eine langjährige Mitarbeiterin zurückgetreten.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán.
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán.AP

Eine langjährige Beraterin des amtierenden Ministerpräsidenten Viktor Orbán ist aus Protest gegen ihn zurückgetreten. Die Beauftragte für gesellschaftlichen Anschluss, Zsuzsa Hegedűs, begründete ihren Rücktritt am Dienstag in einem öffentlichen Brief. Darin attestiert sie Orbán eine „reinen Nazi-Rede“, die „Goebbels würdig gewesen“ wäre.

Hintergrund des öffentlichen Rückzugs von Hegedűs ist eine Rede, die der ungarische, hochumstrittende Ministerpräsident am Vortag gehalten hatte. In der rumänischen Stadt Băile Tușnad habe Orbán im Zusammenhang mit der Gaskrise gesagt: „Die EU will alle dazu verpflichten, ihren Gasverbrauch um 15 Prozent zu senken. Ich verstehe nicht, wie sie es erzwingen wollen, obwohl es deutsches Know-how gibt. Aus der Vergangenheit, meine ich.“

Orbán fiel durch rassistische und antisemitische Rede auf

Dies wurde ihm bereits als ungefilterte Referenz auf die Ermordung von Millionen Menschen durch Gas in Konzentrationslagern in Nazi-Deutschland ausgelegt. Weiterhin habe Orbán rassistische und antisemitische Aussagen in besagter Rede getroffen,  in denen er die Vermischung von verschiedenen Bevölkerungen als schlecht bezeichnete und Verschwörungsmythen gegenüber jüdischen Menschen bediente.

Die britische Zeitung The Guardian bezeichnete die nun aus Empörung zurückgetretene Zsuzsa Hegedűs als langjährige Mitarbeiterin Orbáns. Sie habe den Ministerpräsidenten seit 2002 gekannt und deren Beziehung als freundlich bezeichnet. Allerdings habe sie in ihrem Rücktrittsbrief nun deutliche Worte gefunden. Darin schrieb sie, dass sie sich zunehmend unwohl mit Orbáns „illiberaler Wende“ gefühlt habe.

Hegedűs sagte Medienberichten zufolge, sie habe Orbán lange gegen Vorwürfe von Antisemitismus verteidigt. Doch nach dieser letzten Rede sei dies nicht mehr möglich. Dennoch bedaure sie, gezwungen zu sein, diese Beziehung zu beenden.

Das Büro des Ministerpräsidenten akzeptierte in einem Schreiben den Rücktritt der Beraterin, doch habe es den Rassismus-Vorwurf bestritten. Die ungarische Regierung verfolge eine „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber Antisemitismus und Rassismus.

Orbán ist seit 2010 Ministerpräsident

Orbán ist seit 2010 Ministerpräsident Ungarns und Vorsitzender der nationalistisch-rechtskonservativen Partei Fidesz. Ihm wird von der internationalen Gemeinschaft vorgeworfen, nicht nur die Menschenrechte der Ungarn immer weiter zu beschränken, sondern er fällt immer wieder durch rassistische Politik und Rhetorik auf. Im Mai 2022 wurde er erneut zum Ministerpräsidenten gewählt. Es ist seine fünfte Amtszeit.