Rassismus und Gewalt: Berliner Polizei kontert Vorwürfe von Fridays for Future

Schilderungen der Bewegung sorgen auf Instagram für Empörung. Es geht um „brutale, rassistische Polizeigewalt“. Doch die Polizei stellt den Vorfall anders dar.

Ein Polizist trägt Handschellen und seine Dienstwaffe bei sich.
Ein Polizist trägt Handschellen und seine Dienstwaffe bei sich.dpa/Oliver Berg

Die Organisation Fridays for Future hat der Berliner Polizei Gewalt und Rassismus vorgeworfen. Mehrere Aktivisten hätten in der Nacht des 2. Juli bei einem Treffen in Kreuzberg „brutale, rassistische Polizeigewalt“ erlebt, teilte die Bewegung auf ihren Kanälen in den sozialen Medien mit. Opfer wurden laut Darstellung der Organisation „vier junge Schwarze, Indigene und People of Color (BIPoC)“. Sie seien von etwa 20 bewaffneten Polizistinnen und Polizisten „aus vier großen Polizeibussen umzingelt“ worden. Die Anschuldigungen sorgten im Internet für Empörung. Doch die Polizei wehrt - und gibt Details bekannt, die die Klimaschützer offenbar verheimlichten.

Im Polizeipräsidium ging bisher keine Anzeige wegen Rassismus, Polizeigewalt oder ähnlichem ein, erklärte ein Behördensprecher auf Anfrage des Nachrichtenportals Watson. Der Sprecher appellierte an mögliche Betroffene, Vorwürfe aktenkundig zu machen. „Nur so ist es uns möglich, aufzuklären, ob ein Fehlverhalten von Polizistinnen oder Polizisten vorliegt.“

In den sozialen Medien hatte Fridays for Future den Einsatzkräften unter anderem unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen: „Die Polizei äußerte Gewaltandrohungen, ignorierte offensichtliche Panikattacken und verweigerte medizinische Versorgung“, hieß es auf Instagram.

Darstellung der Polizei unterscheidet sich von Schilderung der Aktivisten

Laut Fridays for Future hätten Polizisten einigen Aktivisten „gewaltsam“ ihre Smartphones abgenommen und sie zur Herausgabe ihrer Passwörter genötigt. Anschießend ließen sie die Gruppe „allein und getrennt voneinander in einer Stadt zurück, die die meisten von ihnen nicht kennen“. Ein dunkelhäutiger junger Mann, der erst kurz zuvor 18 Jahre alt wurde, sei „zielgerichtet attackiert“ und „mit Handschellen gefesselt“ worden. Seine Hilferufe seien dann von Einsatzkräften und Passanten ignoriert worden.

Laut den Protokollen der Polizei gestaltete sich der Abend allerdings anders als von Fridays for Future dargestellt. Demnach führten Polizisten gegen 23.30 Uhr an der Skalitzer Straße in Kreuzberg aufgrund eines Drogendeliktes eine Personenkontrolle durch. Die tatverdächtige Person habe die Betäubungsmittel versteckt und sich schlagartig entfernt, als die Beamten auf sie aufmerksam wurden.

„Sie konnte jedoch angehalten und überprüft werden. Während der Identitätsfeststellung erschien eine Gruppe Jugendlicher beziehungsweise junger Erwachsener und begab sich unmittelbar in den Bereich der polizeilichen Maßnahmen“, sagte der Pressesprecher dem Nachrichtenportal Watson. Dabei handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die besagten FFF-Aktivisten.

Gruppe soll den Polizeieinsatz behindert haben

Die Gruppe sei darauf hingewiesen geworden, dass sie die Kontrolle des Verdächtigen nicht behindern dürfe, „diese aber selbstverständlich aus der Entfernung beobachten könnten“. Die jungen Leute hätten laut Polizeiangaben aber nicht auf die Anweisungen gehört, sondern seien wenig später nähergekommen, um den Einsatz mit Handys zu filmen. „Hierbei sollen unter anderem auch Aufnahmen gefertigt worden sein, während Polizeikräfte mit dem Tatverdächtigen sprachen, wodurch die Vertraulichkeit des (nicht öffentlich gesprochenen) Wortes verletzt wurde“, teilte die Polizei weiter mit.

Der Verdächtige habe zudem den Beamten mitgeteilt, dass er nicht gefilmt werden will. Die Schaulustigen seien auch dieser Aufforderung nicht gefolgt, woraufhin die Handys als „Tat- und Beweismittel beschlagnahmt“ worden seien. Inwiefern die Zugangscodes und deren Beschaffung eine Rolle spielten, darauf geht die Polizei dem Medienbericht zufolge in der Stellungnahme nicht ein.