Berliner Tierarzt: Darum sind Getreide und Gräser für Hunde so gefährlich
Nicht nur die Hitze quält Hunde und andere Haustiere. Beim Spaziergang durch Wiesen können ihnen Bestandteile von Gräsern schwere Verletzungen zufügen. Wie das möglich ist, erfahren Sie hier.

Viele Berliner Hunde haben derzeit nicht nur Probleme mit der Hitzewelle, sondern auch mit Grannen. Das sind Bestandteile der Ähre von Getreiden und Gräsern, die im Sommer beim Durchlaufen von Feldern oder hohen Gräsern im Fell, in den Ohren oder in der Nase von Tieren landen. Von dort aus bohren sie sich mit ihren Widerhaken immer weiter. Das führt oft zu schwerwiegenden Verletzungen.
Der Berliner Tierarzt Kai Rödiger behandelt im Sommer mehr als 100 Tiere im Monat, die sich mit den Grannen von Getreide und Gräsern verletzt haben. In der Berliner Zeitung gibt der Veterinär Antworten auf die wichtigsten Fragen und sagt Hundehaltern, worauf sie achten müssen.
Welche Verletzungen können Getreide und Gräser bei Hunden auslösen?
Grannen sind Bestandteile der Ähre von Getreiden und Gräsern und aufgrund ihrer Widerhaken sehr gefährlich. Beim Durchlaufen von Feldern oder hohen Gräsern landen Grannen im Sommer im Fell, in den Ohren oder in der Nase von Tieren und bohren sich von dort aus mit ihren Widerhaken immer weiter vor. Häufig verursachen Grannen schmerzvolle Abszesse oder Infektionen und sollten deshalb schnellstmöglich entfernt werden.
Ist eine Granne erst einmal tief im Innern eines Tieres verschwunden, kann sie dort große Schäden verursachen, die oftmals eine Operation und sogar Amputationen notwendig machen. In der vergangenen Woche musste beispielsweise der Penis eines Katers operativ entfernt werden, weil eine Granne über die Harnröhre bis zum Geschlecht des Katers vorgedrungen war, dort feststeckte und die Harnröhre blockierte.
Gefahr für Hunde und andere Tiere: Worauf müssen Besitzer achten?
Einen ultimativen Schutz vor Grannen gibt es quasi nicht, ohne die Tiere extrem einzuschränken. Freilaufende Katzen müssten den kompletten Sommer über zu Hause eingesperrt werden und Hunde müssten Felder und Gräser komplett meiden. Stattdessen sollten Tierhalter ihre Haustiere nach jedem Spaziergang untersuchen, sichtbare Grannen sofort entfernen und schnell auf eindeutige Warnsignale reagieren.
Wenn sich ein Tier auffällig oft schüttelt, häufig niest oder sich regelmäßig am Ohr kratzt, sind das beispielsweise Symptome, die einen Grannenbefall nahelegen. In diesem Fall ist es wichtig, schnell zu reagieren und umgehend einen Tierarzt aufzusuchen. Generell gilt: Je früher Grannen aus dem Körper eines Tieres entfernt werden können, desto eher lassen sich schlimmere Verletzungen verhindern.
Warum hat die Gefahr durch Getreide und Gräser in Berlin zugenommen?
Auffällig ist, dass die Fälle von Grannen-Verletzungen in den Tierarztpraxen in den letzten Jahren stetig zugenommen haben. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Sommer in Berlin oft viel heißer sind als früher. Dadurch fallen die ausgetrockneten Grannen leichter von den Gräsern. Es ist zu beobachten, dass die Gräser in der Stadt viel später und seltener von der Stadtreinigung beschnitten werden. Das ist für Tiere extrem gefährlich.
Würden der Senat und die Bezirke die Stadtreinigung beauftragen, die Gräser an öffentlichen Flächen häufiger zu beschneiden, könnten viele Grannen-Verletzungen in Berlin vermieden werden. Neben Haustieren würden davon auch Wildtiere profitieren, bei denen entsprechende Verletzungen logischerweise viel seltener entdeckt und behandelt werden. Viele Tiere verenden qualvoll aufgrund von Grannen.
Haustierbesitzern wird empfohlen, ihre Tiere immer gründlich auf Grannen zu untersuchen und bei einem Verdachtsfall schnell einen Tierarzt aufzusuchen.
