RBB entlässt Produktions- und Verwaltungsdirektor fristlos

Der RBB zieht einen Schlussstrich unter die frühere Geschäftsleitung um Patricia Schlesinger. Jetzt arbeitet keiner der Direktoren mehr für den ARD-Sender.

Der RBB hat seinen Produktions- und seinen Verwaltungsdirektor am Freitag fristlos entlassen.
Der RBB hat seinen Produktions- und seinen Verwaltungsdirektor am Freitag fristlos entlassen.Carsten Koall/dpa

Der Produktions- und der Verwaltungsdirektor des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) sind am Freitag fristlos entlassen worden. In einer Mitteilung an die Sendermitarbeiter im betriebseigenen Intranet, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, schrieb der öffentlich-rechtliche ARD-Sender am Freitag, man habe offiziell die Trennung von Hagen Brandstäter als Verwaltungsdirektor und Christoph Augenstein als Produktions- und Betriebsdirektor vollzogen. Interims-Intendantin Katrin Vernau wurde mit den Worten zitiert: „Das ist eine Zäsur und wird uns beim Neuanfang im RBB helfen.“ 

Der Grund für die Vertragsbeendigung soll eine Sonderzahlung von 1700 Euro monatlich für den ARD-Vorsitz gewesen sein. Diese soll den beiden Direktoren schon ab Juli 2021 gezahlt worden sein, obwohl der Sender den ARD-Vorsitz erst ab dem 1. Januar 2022 übernahm. Dies fand die RBB-Rechercheabteilung heraus, offiziell wurden Gründe und Details der Trennung nicht genannt. Auch auf Anfrage gab der Sender keinerlei Stellungnahme ab und verwies auf rechtliche Gründe.

Jan Schulte-Kellinghaus hatte ebenfalls in dieser Woche den RBB verlassen

Die beiden Direktoren waren die letzten Führungskräfte aus der Geschäftsleitung der ehemaligen Intendantin Patricia Schlesinger. Ein weiterer Direktor, der für das Programm zuständige Jan Schulte-Kellinghaus, hatte ebenfalls in dieser Woche den Sender verlassen – der RBB-Verwaltungsrat stimmte am Donnerstag einem Aufhebungsvertrag zum 31. Januar zu. Die Juristische Direktorin war wiederum abberufen worden. Sie wehrt sich vor einem Arbeitsgericht gegen die außerordentliche Kündigung, eine Entscheidung gibt es noch nicht.

Der Verwaltungsdirektor war bereits vor mehreren Monaten krankgeschrieben worden und war nicht mehr im aktuellen Tagesgeschäft tätig. Intendantin Vernau hatte in der Zwischenzeit klargemacht, dass sein eigentlich noch bis Ende April laufender Vertrag vorzeitig enden solle.

Alle Direktoren aus Schlesinger-Zeit haben nun Sender verlassen

Damit haben nun alle Direktoren aus der Zeit von Schlesinger den Sender verlassen. Diese hatte nach zahlreichen gegen sie erhobenen Vorwürfen hinsichtlich ihrer Amtsführung Anfang August zuerst den ARD-Vorsitz abgegeben und war wenig später auch als RBB-Intendantin zurückgetreten. Später kündigte der Verwaltungsrat des Senders ihr zudem fristlos.

Gegen die 61-Jährige, ihren Ehemann sowie den mittlerweile zurückgetretenen RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf ermittelt zudem die Berliner Generalstaatsanwaltschaft. Dabei geht es um den Verdacht der Untreue und der Vorteilsnahme.

Unterdessen wurde durch einen Bericht von RBB- und NDR-Journalisten bekannt, dass der ARD-Sender Zahlungen für eine Beratertätigkeit des Ex-Chefredakteurs Christoph Singelnstein gestoppt habe. Auf dpa-Anfrage äußerte sich Singelnstein nicht zu dem Artikel. Ein Sprecher des öffentlich-rechtlichen RBB teilte auf Nachfrage mit, man habe die Zahlungen nach einem Hinweis des Rechnungshofes gestoppt, dazu das Gespräch mit Singelnstein gesucht, der dann einen Verzicht angeboten habe.