RBB-Intendantin: Ohne Sparpläne wäre der Sender nicht mehr zahlungsfähig

Laut Katrin Vernau ist der Sender in einer finanziell sehr schwierigen Lage. Sie kündigt deshalb Einsparungen in allen Bereichen an. 

Katrin Vernau übernahm den RBB im  September 2022 als Interimsintendantin. 
Katrin Vernau übernahm den RBB im September 2022 als Interimsintendantin. dpa/Britta Pedersen

Die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Katrin Vernau, hat ihre Sparpläne gegen Kritik verteidigt. „Wir sind in einer finanziell sehr schwierigen Lage“, sagte sie am Montagabend in Berlin bei einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ohne die geplanten Sparmaßnahmen wäre der RBB am Ende der Beitragsperiode „nicht mehr sicher zahlungsfähig gewesen“. In einer derartigen Situation seien Beteiligungsverfahren nicht möglich.

Zunächst müssten Einsparungen mit dem „Rasenmäher“ auf alle Bereiche verteilt vorgenommen werden. Anschließend gehe es um strategische Weichenstellungen, sagte sie unter Hinweis auf die geplante Regionalisierung, Digitalisierung und Kooperation mit anderen ARD-Anstalten.

Wie am Sonntag bekannt wurde, zwingt der Sparkurs beim RBB die Interimsintendantin zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Wie der Tagesspiegel berichtete, soll die Sender-Chefin „Bettelbriefe“ an Ruhegeldempfänger geschrieben haben, worin sie um Solidarbeiträge bittet. Die Schreiben wurden an Ruhegeldempfänger der Vorgängeranstalten des RBB verschickt – also ehemalige Mitarbeiter des Senders Freies Berlin sowie des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg. Auch frühere RBB-Mitarbeiter hätten Post bekommen.

Vernau war das Ausmaß der finanziellen Schwierigkeiten nicht bewusst

Vor ihrem Amtsantritt im vergangenen September sei das Ausmaß der finanziellen Schwierigkeiten des Senders nicht klar gewesen. Erst später habe sich herausgestellt, dass es sich um ein System und nicht um Verfehlungen einzelner Personen handelte, sagte sie unter Anspielung auf Vorwürfe gegen ihre Vorgängerin Patricia Schlesinger und andere RBB-Führungskräfte. Vernau hatte in der vergangenen Woche angekündigt, bis Ende 2024 rund 100 Stellen streichen und 49 Millionen Euro einsparen zu müssen.

Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) verwies bei der Podiumsdiskussion „Neustart ÖRR: Wie weiter mit ‚unseren Medien‘?“ auf das wachsende Interesse an Information. Er bremste die Erwartungen an den geplanten Zukunftsrat. Dieser könne ein Bild davon zeichnen, wie Medien in zehn Jahren aussehen und eine sinnvolle Aufgabe haben könnten.

Der öffentlich-rechtliche RBB war im Sommer 2022 in eine tiefe Krise gestürzt. Damals waren Vorwürfe der Vetternwirtschaft und der Verschwendung aufgekommen. Im Zentrum des Skandals stehen Schlesinger und der zurückgetretene Chefaufseher Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen Vorwürfe zurück. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt.