Biden in Warschau: „Die Ukraine wird niemals ein Sieg für Russland sein“
Der US-Präsident nahm bei seiner Rede in Polen Putin aufs Korn. Der Kremlchef sei „heute mit etwas konfrontiert, das er vor einem Jahr nicht für möglich gehalten hat“.

US-Präsident Joe Biden hat bei seiner Rede in Polen die Widerstandskraft der Ukraine und der westlichen Demokratien hervorgehoben. Biden nahm am späten Dienstagnachmittag bei seinem Auftritt in Warschau Russlands Präsident Wladimir Putin aufs Korn, indem er sagte, dieser sei „heute mit etwas konfrontiert, das er vor einem Jahr nicht für möglich gehalten hat. Die Demokratien dieser Welt sind stärker geworden, nicht schwächer.“ Biden weiter: „Putin dachte, dass wir weich wären.“ Der russische Machthaber habe sich jedoch geirrt.
Trotz der Bedenken des Weißen Hauses, die Rede könne zu einem Wettstreit zwischen zwei Staatsoberhäuptern ausarten, erwähnte Biden den Kremlchef und dessen mutmaßliches Versagen bereits in den ersten Minuten. Der russische Präsident habe sich bei seinem „mörderischen Angriff“ auf das Nachbarland verkalkuliert. „Er dachte, Autokraten wie er sind hart und Anführer von Demokratien sind schwach“, sagte Biden in seiner rund 20-minütigen Rede. „Dann ist er auf den eisernen Willen von Amerika und Ländern überall gestoßen, die sich geweigert haben, eine von Angst regierte Welt zu akzeptieren.“
Putin habe nicht mit dem „Mut“ der Ukrainer gerechnet und zudem fälschlicherweise gedacht, die Nato spalten zu können, führte der US-Präsident aus. „Stattdessen ist die Nato vereinter und einheitlicher als jemals zuvor.“
#Biden: „Autokraten verstehen nur ein Wort: Nein. Nein. Nein … Die Ukraine 🇺🇦 wird niemals ein Sieg für Russland 🇷🇺 sein. Niemals.“
— @BrennpunktUA 🇩🇪🇺🇦 (@BrennpunktUA) February 21, 2023
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Biden warnt Putin vor Angriff auf Nato
Biden warnte Russland vor einem Angriff auf die Nato. „Jedes Mitglied der Nato weiß es, und Russland weiß es auch: Ein Angriff gegen einen ist ein Angriff gegen alle. Es ist ein heiliger Eid, jeden Zoll Nato-Gebiet zu verteidigen.“ Putin habe bezweifelt, dass die Nato nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vereint bleiben könne. „Aber es sollte kein Zweifel bestehen, dass unsere Unterstützung für die Ukraine nicht wanken wird. Die Nato wird nicht gespalten, und wir werden nicht müde“, sagte der US-Präsident.
Er stellte sich zudem gegen Äußerungen des russischen Präsidenten Putin, wonach der Westen Russland „ein für alle Mal erledigen“ wolle: „Der Westen plant nicht, heimlich Russland anzugreifen, wie Putin heute gesagt hat“, betonte Biden bei seiner Rede vor dem Königsschloss in Warschau.
Putin hatte zuvor bei einer Rede zur Lage der Nation gesagt, der Westen sei „voll“ für die Eskalation in der Ukraine verantwortlich. „Die westlichen Eliten halten ihr Ziel nicht verborgen: Russland eine strategische Niederlage zuzufügen, das heißt, uns ein für alle Mal zu erledigen.“ In seiner Rede in Moskau sprach er weder über Biden noch über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Biden richtet Botschaft an alle Russen
Biden sprach auch die Menschen in Russland direkt an. „Die Vereinigten Staaten und die europäischen Nationen wollen Russland nicht kontrollieren oder zerstören“, sagte er an sie gerichtet. Der Westen habe vor Kriegsbeginn nicht vorgehabt, Russland anzugreifen, wie Putin behaupte. „Jeder Tag, an dem der Krieg weitergeht, ist seine Entscheidung. Er könnte den Krieg mit einem Wort beenden. Es ist ganz einfach.“
Die angegriffene Ukraine schwor Biden darauf ein, dass es weiterhin „harte und sehr bittere Tage, Siege und Tragödien“ geben werde. Der 80-Jährige kam auch auf seine Reise nach Kiew am Montag zu sprechen. „Vor einem Jahr bereitete sich die Welt auf den Fall von Kiew vor“, betonte er. Er habe sich aber nun vor Ort davon überzeugen können, dass Kiew stark sei. Die ukrainische Hauptstadt stehe „stolz“, „aufrecht“ und „frei“. Russland könne den Krieg nicht gewinnen. „Die Ukraine wird nie ein Sieg für Russland – nie.“
Am Montag reiste Biden zu einem unter größter Geheimhaltung geplanten Überraschungsbesuch nach Kiew und traf dort den ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Biden sicherte der Ukraine dabei die „unerschütterliche“ Unterstützung der USA zu und kündigte weitere Waffenlieferungen an. Am Dienstag traf Biden dann in Warschau den polnischen Präsidenten Andrzej Duda und hielt vor dem Königsschloss seine mit Spannung erwartete Rede zum Ukraine-Krieg.
