Minus-30-Grad-Marke in Mitteldeutschland geknackt

In der Nacht zu Donnerstag wurden teilweise sibirische Temperaturen gemessen. Auch in Berlin Brandenburg bleibt es bis zum Wochenende eiskalt. 

Ein eingeschneites Auto steht am Straßenrand in Bielefeld. 
Ein eingeschneites Auto steht am Straßenrand in Bielefeld. dpa/Friso Gentsch

Berlin/Potsdam/Erfurt - Der Wintereinbruch vor wenigen Tagen brachte vielerorts in Deutschland dicke Schneedecken. In der Nacht zu Donnerstag kam nun auch sibirische Kälte dazu. Bei den Messungen unterscheiden Meteorologen zwei Temperaturen. Demnach wird direkt über dem Schnee und in zwei Meter Höhe gemessen. Bei einer Messung über dem Schnee wurde in der vergangenen Nacht im Osten Deutschlands die Minus-30-Grad-Marke geknackt. 

Der mitteldeutsche Kälterekord kommt laut wetter.net aus Thüringen. In Olbersleben im Landkreis Sömmerda sank das Quecksilber im Thermometer auf sage und schreibe minus 30,2 Grad. Sibirische Verhältnisse melden zahlreiche Wetterstationen auch in Westfalen, im Sauerland, in Nord- und Osthessen und Sachsen. Dort wurden bis Donnerstagfrüh Temperaturen von unter minus 20 Grad gemessen. 

Neben dem thüringischen Olbersleben Sontra wurden demnach die niedrigsten Temperaturen direkt über Schnee in Hessen (- 29,5) und Weimar (- 27,4) gemeldet. „So kalt war es in einem Februar zuletzt vor neun Jahren“, sagte Meteorologe Dominik Jung von wetter.net.

Eisschollen schwimmen auf der Spree nahe der Museumsinsel.
Eisschollen schwimmen auf der Spree nahe der Museumsinsel.dpa/Annette Riedl
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Auch in Berlin und Brandenburg herrscht weiterhin eisige Kälte. Am Flughafen Tegel wurden in der Nacht zu Donnerstag minus 11,9 Grad gemessen. Der niedrigste Wert in Brandenburg wurde nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit minus 16,8 Grad in Lübben im Spreewald und in Doberlug-Kirchhain im Landkreis Elbe-Elster registriert. Die Tageshöchstwerte steigen laut Wetterbericht nicht über minus acht bis minus drei Grad. In der Nacht zu Freitag könnte laut Deutschem Wetterdienst auch in Berlin und Brandenburg örtlich die Minus-20-Grad-Marke fallen.

Der Deutsche Wetterdienst hat offizielle Warnungen vor strengem Frost herausgegeben. In den kommenden Nächten können die Werte wieder fast überall bis minus 20 Grad, lokal auch darunter, fallen. Bis Sonntag ändert sich daran erst einmal wenig. Auch extreme Straßenglätte ist immer wieder möglich.

Schneefall am Donnerstag in Berlin

Das Tief Volker zieht derweil von Südosten Richtung Deutschland und bringt neue Niederschläge mit. Am Donnerstag zieht ein Schneefallgebiet über Brandenburg, Berlin und Sachsen. Mit leichter Entspannung der Wetterlage ist erst am Wochenende zu rechnen. Dann bekommt der Dauerfrost die ersten Lücken. Auch in Berlin könnte das Thermometer bei Sonnenschein erstmals wieder hauchdünn über die 0 Grad klettern.

Für die kommende Woche erwartet Dominik Jung im Osten Deutschlands leichten Dauerfrost am Tag und strengen Nachtfrost. Im Westen werden tagsüber bis zu 3 Grad erreicht und nachts leichter bis mäßiger Frost. Durchgreifendes Frühlingswetter ist bis 20. Februar nicht in Sicht! „Generell gilt nach den Langfristprognosen: Ein Frühstart in den Frühling ist in diesem Jahr eher unwahrscheinlich“ so Jung.

Eisige Kälte sorgt für Unfälle und Rettungseinsätze

Die Kältekralle sorge an vielen Orten für dramatische Situationen. So mussten Rettungskräfte auf der Insel Usedom einen Jungen aus der Ostsee retten, der bei Kölpinsee auf dem zusammengetriebenen Eis an der Ostseeküste herumgeklettert war und dabei ins Wasser stürzte. Er kam mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik.

Auf der Autobahn 2 zwischen Wolfsburg und Peine kamen Lkw nicht mehr vorwärts. Der Hauptfahrstreifen musste gesperrt werden, weil Lastwagenfahrer dort parkten und schliefen. Die Autobahn 7 bei Alt Duvenstedt (Schleswig-Holstein) musste zeitweilig voll gesperrt worden. Ein Räumfahrzeug war aus bisher ungeklärter Ursache in Flammen aufgegangen.

Im Eis eingebrochen

In Hamburg wollte ein Mann die Tragfähigkeit des Eises auf der Binnenalster testen. Er bracht sofort ein und musste von Polizei und Feuerwehr gerettet werden. Er kam unterkühlt ins Krankenhaus. Nicht weit entfernt brach in Hamburg ein ausgebüxtes Pferd in einem Wassergraben ein. Auch hier mussten die Retter einschreiten und das Tier aus dem Eis ziehen.

Im Wortsinne die Kuh vom Eis holen musste ein Lokführer im Kreis Celle (Niedersachsen). Ein Jungbulle hatte sich vermutlich in Folge der Wetterkapriolen verirrt und war auf die Bahnstrecke geraten. So bremste er einen Regionalzug aus. Im Schritttempo konnte der Fahrer das Tier aber überzeugen, doch noch Platz zu machen.

Viele Kommunen und Organisationen haben aufgrund der Kälte ihr Angebot für Obdachlose erweitert. So hält die Berliner Kältehilfe derzeit 1426 Plätze bereit – so viele wie noch nie.