Restaurants zu: Spaniens Touristenhochburgen fehlen Kellner

An Touristen mangelt es nicht an der Costa Brava, Costa Blanca oder in Barcelona - aber an Personal. Viele können sich Wohnungen in Touristenorten nicht mehr leisten.

Touristen gibt es in Benidorm, an Personal für Restaurants und Hotels mangelt es aber.
Touristen gibt es in Benidorm, an Personal für Restaurants und Hotels mangelt es aber.AFP/Jose Jordan

In normalen Zeiten und besonders nach der langen Flaute durch die Corona-Pandemie wäre es Pablo González niemals in den Sinn gekommen, sein Restaurant im Hochsommer zu schließen. Doch dieses Jahr muss der Besitzer der „Taberna Andaluza“ in Benidorm genau das tun, zumindest für einen Tag in der Woche. Ihm fehlt einfach das Personal: „Ich habe im Internet inseriert, überall gefragt - bislang vergeblich.“

Bald herrscht Hochsaison in Benidorm, einer der Hochburgen für den Massentourismus an Spaniens Costa Blanca. Doch González kann sich nicht so recht freuen, denn schon wieder fallen wichtige Einnahmen weg. Sein Restaurant bietet Platz für 120 Gäste, doch von den 16 Kellnern und Kellnerinnen, die er für eine volle Sieben-Tage-Woche bräuchte, fehlen zwei. „Irgendwann muss sich mein Personal auch mal ausruhen“, sagt er und zuckt resigniert mit den Schultern.

Niemand kommt zum Vorstellungsgespräch

In den anderen Restaurants oder Bars von Benidorm sieht es ähnlich aus: Ob Kellner, Köchinnen, Barkeeper oder Tellerwäscher - überall fehlt es an Personal. „Eigentlich sieht es nach einem großartigen Sommer aus“, sagt Alex Fratini, während er die Touristen auf der Terrasse seines Cafés beobachtet. Insgesamt betreibt er acht Lokale in Benidorm, und überall fehlt es ihm an Personal.

Hier muss der Chef selbst ran: Pablo Gonzalez bedient seine Gäste in Benidorm.
Hier muss der Chef selbst ran: Pablo Gonzalez bedient seine Gäste in Benidorm.AFP/Jose Jordan

„Wir hatten schon immer Probleme, Personal zu finden, aber so schlimm war es noch nie“, sagt Fratini. „Vor zwei Wochen hatten wir zehn Leute zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Niemand ist gekommen. Niemand!“

Andere Jobs, überteuerte Mieten

Diego Salinas von Benidorms Gaststätten- und Barverband Abreca schätzt, dass rund 1200 Stellen unbesetzt sind. Er sieht mehrere Gründe dafür, vor allem aber die Nachwirkungen der Pandemie: Viele frühere Mitarbeiter hätten sich während der Corona-Krise andere Jobs gesucht und kämen jetzt nicht mehr zurück. Hinzu komme der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, weil inzwischen viele leerstehende Wohnungen in teure Ferienapartments umgewandelt worden seien.

Die Gäste sind da - aber einige Restaurants müssen geschlossen bleiben.
Die Gäste sind da - aber einige Restaurants müssen geschlossen bleiben.AFP/Jose Jordan

Nach Ansicht von Gewerkschaftsvertreter Francisco Giner, der selbst in einem Hotel angestellt ist, haben viele Beschäftigte im Hotel- und Gaststättengewerbe während des Lockdowns festgestellt, dass sie nicht mehr in ihre „schlecht bezahlten“ Jobs zurückkehren wollen, deren oft „miserablen Arbeitsbedingungen“ nur schwer mit dem Familienleben zu vereinbaren seien.

Das sagt auch Lucía Camilia, eine ehemalige Kellnerin aus Barcelona. „Man muss an den Wochenenden arbeiten, verpasst Geburtstage und wird noch dazu wenig wertgeschätzt“, sagt sie. Hinzu komme die allgemeine Jobunsicherheit in dem Sektor.

Rund 50.000 Stellen im Tourismussektor in Spanien unbesetzt

Vor der Pandemie war Spanien weltweit das zweitbeliebteste Reiseziel nach Frankreich, der Tourismus trug 12,4 Prozent zur spanischen Wirtschaftsleistung bei. Doch der wachsende Personalmangel trifft nicht nur Benidorm, sondern die gesamte Branche von den Balearen bis zur Costa Brava.

Nach Angaben von Arbeitgeberverbänden sind rund 50.000 Stellen unbesetzt - und das bei einer Arbeitslosenrate von 13,65 Prozent in Spanien. Madrids Linksregierung ist sich des Problems bewusst, vor wenigen Tagen kündigte sie Lockerungen bei der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer an. Dass Arbeitsministerin Yolanda Díaz die Branche darüber hinaus ermutigte, höhere Löhne zu zahlen, stieß vielen Arbeitgebern allerdings sauer auf.

Auch höhere Gehälter können Personal nicht locken

Café-Besitzer Fratini weist darauf hin, dass gerade mit den Gewerkschaften eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent vereinbart worden sei. „Wären die Gehälter das Problem, würde sich der Markt anpassen. Dann hätten auch diejenigen, die mehr zahlen, mehr Arbeiter“, sagt er. Das aber sei nicht der Fall.

Restaurantbesitzerin Ángela Cabañas bietet Saisonkräften für die Küche inzwischen bis zu 2000 Euro im Monat. Vergeblich: „Wenn es keine Arbeitskräfte gibt, dann gibt es eben keine.“ Frustriert hat sie nun aufgegeben - und wird diesen Sommer nur die Bar öffnen.