Rücktritte nach Sex-Skandal: Boris Johnson ernennt neue Minister

Nur wenige Stunden, nachdem zwei Minister sein Kabinett verließen, hat der britische Premier die Nachfolger bekanntgegeben.

Der britische Premier Boris Johnson (re.) mit seinen beiden neuen Ministern Sajid Javid (li.) und Rishi Sunak
Der britische Premier Boris Johnson (re.) mit seinen beiden neuen Ministern Sajid Javid (li.) und Rishi Sunakdpa/Toby Melville

Wenige Stunden nach den Rücktritten seines Finanz- und seines Gesundheitsministers wegen eines Sex-Skandals in der eigenen Partei hat der britische Premierminister Boris Johnson die Posten neu besetzt. Er ernannte am Dienstagabend den bisherigen Bildungs-Staatssekretär Nadhim Zahawi als neuen Finanzminister. Seinen bisherigen Stabschef Steve Barclay machte der Premierminister zum Gesundheitsminister.

Begleitet von scharfer Kritik an dem Regierungschef legten am Dienstag zunächst Gesundheitsminister Sajid Javid und nur Minuten später auch Finanzminister Rishi Sunak ihre Ämter nieder. Beide nahmen dabei vor allem den Führungsstil des 58-Jährigen ins Visier. Damit ist das Land in eine schwere Regierungskrise gestürzt.

Die Rücktritte erfolgten im Zuge des Skandals um sexuelle Belästigung durch das führende Tory-Fraktionsmitglied Christopher Pincher. Pincher wird beschuldigt, betrunken zwei Männer in einem privaten Mitgliederclub sexuell belästigt zu haben. Die Opposition forderte umgehend Neuwahlen.

Minister-Rücktritte stürzen Boris Johnson in eine tiefe Krise

Johnson kämpft nach den Rücktritten so stark wie nie zuvor um sein politisches Überleben. Der Premier habe trotz aller Kritik keinen Kurswandel eingeleitet, betonte Javid in seinem am Abend veröffentlichten Rücktrittsschreiben. „Mir ist klar, dass sich diese Situation unter Ihrer Führung nicht ändern wird.“ Sunak schrieb, sein Ansatz und Johnsons seien „zu unterschiedlich“. Mehrere konservative Abgeordnete lobten die Politiker für ihre Haltung.

Zwar versicherten umgehend zahlreiche andere Kabinettsmitglieder wie Vizepremier und Justizminister Dominic Raab oder Außenministerin Liz Truss dem Premier ihre Unterstützung. Zudem gilt Johnson als Stehaufmännchen, hat mehrere Skandale überlebt. Aber die Stimmung innerhalb seiner Konservativen Partei ist am Boden. Der Premier müsse zurücktreten, sagte ein Kabinettsmitglied dem Sender Sky News.

Die Opposition frohlockte. „Nach all dem Schmutz, den Skandalen und dem Versagen steht fest, dass diese Regierung jetzt zusammenbricht“, sagte Labour-Parteichef Keir Starmer. Der Oppositionsführer rief weitere Kabinettsmitglieder auf, mit einem Rücktritt ein Zeichen gegen den „pathologischen Lügner“ Johnson zu setzen. Noch am Abend wurde bekannt, dass Johnsons Stabschef und enger Vertrauter Steve Barclay neuer Gesundheitsminister wird.