Russische Journalistin Owsjannikowa entflieht Hausarrest

Die Fernsehjournalistin erreichte internationale Bekanntheit, da sie im März während einer Live-Sendung gegen den Krieg in der Ukraine protestierte.

Im März lief Marina Owsjannikowa während der abendlichen Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehen hinter der Moderatorin mit einem Protestplakat ins Bild.
Im März lief Marina Owsjannikowa während der abendlichen Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehen hinter der Moderatorin mit einem Protestplakat ins Bild.dpa/Social Media

Die durch ihren Live-Protest gegen die sogenannte russische „Militäroperation“ in der Ukraine bekannt gewordene Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist offenbar aus dem ihr verordneten Hausarrest geflohen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Zuvor wurde sie in Russland auf eine Fahndungsliste gesetzt. Auf der Website des russischen Innenministeriums war am Montag zu lesen, dass die 44-Jährige im Rahmen eines strafrechtlichen Verfahrens gesucht werde.

Owsjannikowa drohen zehn Jahre Haft

„Ich sehe mich als völlig unschuldig und da unser Staat seine eigenen Gesetze nicht befolgt, weigere ich mich die mir auferlegten Maßnahmen zu befolgen“, so Owsjannikowa in einem Video, das sie auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichte. Der Hausarrest der Fernsehjournalistin sollte ursprünglich bis zum 9. Oktober andauern. Owsjannikowa soll zusammen mit ihrer 11-jährigen Tochter geflohen sein. Wo sie sich aktuell aufhält, ist unklar.

Gegen Owsjannikowa war im August wegen der „Verbreitung von Falschinformationen“ über die russische Armee Anklage erhoben worden. Ihr drohen deswegen bis zu zehn Jahre Haft. Die Journalistin war Mitte August unter Hausarrest gestellt worden, der bis zum Beginn ihres Prozesses dauern sollte.

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International bekannt geworden war Owsjannikowa, nachdem sie Mitte März während einer Live-Sendung ihres Arbeitgebers, einem Kreml-treuen Sender, hinter der Nachrichtensprecherin ein gegen den Militäreinsatz in der Ukraine gerichtetes Protestplakat in die Kamera gehalten hatte.

Zwischenzeitlich hielt sie sich danach in Deutschland auf, wo sie für die Zeitung Die Welt arbeitete. Im Juli kehrte Owsjannikowa nach Russland zurück, wo sie ihre Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine fortsetzte.