Anna Netrebko: „Ich bleibe eine Russin“

„Ich sehe meine Aufgabe darin, gegen jegliche Russophobie anzukämpfen“, betont die Sängerin in einem Interview.

Die russische Sängerin Anna Netrebko auf der Bühne
Die russische Sängerin Anna Netrebko auf der Bühnedpa/Hans Punz

Die russische Sängerin Anna Netrebko hat sich detailliert zu ihrer Haltung zu Putin, Russland und dem Ukraine-Krieg geäußert. Einige Auftritte Netrebkos waren zuvor abgesagt worden, weil sie sich nicht – so etwa die Bayerische Staatsoper – ausreichend distanziert habe.

Im Interview mit der Zeit bekräftigte die Opernsängerin nun ihr Statement, das sie über ihren Anwalt am 30. März hatte verbreiten lassen. Darin hatte Netrebko verlauten lassen, dass sie den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich verurteile. Überdies bedauere sie, dass Aussagen von ihr in der Vergangenheit „zum Teil falsch interpretiert werden konnten“, hieß es in der Verlautbarung Netrebkos.

Russisches Repertoire? „Manchmal unerwünscht“, sagt Netrebko

„Es gab Druck von mehreren Seiten und Institutionen, etwas über die Ukraine zu sagen. Daraufhin habe ich gesagt, was ich denke. Und ich stehe nach wie vor zu allem, was ich gesagt habe“, so Netrebko gegenüber der Zeit. Sie habe Angst gehabt, dass sie „fälschlicherweise“ auf eine Sanktionsliste gesetzt werden könnte oder dass ihr der österreichische Pass entzogen werden könnte. Nach Kriegsbeginn hatte sich Netrebko vorübergehend aus dem Konzertleben zurückgezogen.

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Sie singe überdies jedoch auch weiterhin russisches Repertoire, „was jetzt manchmal unerwünscht ist“. „Ich sehe meine Aufgabe darin, gegen jegliche Russophobie anzukämpfen“, betont die Sängerin in dem Interview. Auf die Frage, was es für sie derzeit bedeute russisch zu sein, zitiert Netrebko aus Verdis Oper Aida: „Patria, patria quanto mi costi!“ – „Vaterland, Vaterland, was du mir abverlangst!“ Sie finde es „nicht richtig“, was dort derzeit passiere, aber: „Ich bleibe eine Russin“, so Netrebko.

Auch in Russland wird Netrebko offenbar für ihre Haltung kritisiert – wenn auch aus anderen Gründen. „In Russland ist man schon verärgert darüber, dass ich überhaupt etwas dagegen gesagt habe. Man denkt, dass ich meine Heimat verraten habe“, sagt Netrebko. Sie sitze zwischen den Stühlen: „Eines Tages werden die Menschen verstehen – ich bin keine Heimatverräterin, und ich bin auch nicht gegen die Ukraine. Ich versuche, ein Mensch zu bleiben.“