Russischer Kampfjet rammt US-Drohne: USA bestellen Botschafter ein
Das Verhalten eines russischen Kampfpiloten über dem Schwarzen Meer sorgt für Spannungen zwischen den Großmächten. Nun gibt es erste Konsequenzen.

Ein russischer Kampfjet ist nach US-Angaben über dem Schwarzen Meer mit einer US-Drohne vom Typ Reaper zusammengestoßen. Der Vorfall dürfte die Spannungen zwischen den beiden Großmächten weiter verschärfen. Nur wenige Stunden nach der folgenschweren Kollision teilte eine Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums mit, dass die USA den russischen Botschafter einbestellt haben.
Dabei wollten die USA ihren „starken Widerspruch gegen dieses gefährliche, unprofessionelle Abfangen“ der Drohne zum Ausdruck bringen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, am Dienstag in Washington. In Moskau habe bereits US-Botschafterin Lynne Tracy dem russischen Außenministerium eine „starke Botschaft“ übermittelt.
Moskaus Botschafter in Washington hat den USA derweil vorgeworfen, mit ihren Drohnen Aufklärungsdaten für die Ukraine zu sammeln. „Was machen sie Tausende Meilen entfernt von den Vereinigten Staaten? Die Antwort ist offensichtlich – sie sammeln Geheimdienstinformationen, die später vom Kiewer Regime genutzt werden, um unsere Streitkräfte und unser Territorium anzugreifen“, teilte der russische Botschafter Anatoli Antonow in Washington mit, wie die russische Staatsagentur Tass am Mittwoch (Ortszeit) berichtete. Russland gehe weiter davon aus, dass die USA von weiteren Spekulationen in den Medien absähen „und ihre Einsätze in der Nähe der russischen Grenzen einstellen“.
Ein russischer Kampfjets habe den Propeller der Drohne berührt
Was war passiert? „Unser MQ-9-Fluggerät führte Routineoperationen im internationalen Luftraum aus, als es von einem russischen Flugzeug abgefangen und gerammt wurde“, erklärte US-Luftwaffengeneral James Hecker. „Das führte zu einem Absturz und kompletten Verlust der MQ-9.“ Daraufhin wurde insbesondere das provokante und rücksichtlose Verhalten der russischen Kampfpiloten scharf kritisiert.
Pentagon-Sprecher Pat Ryder sagte in Washington, der russische Kampfjet habe den Propeller der Drohne „beschädigt“. Das unbemannte Fluggerät sei daraufhin „nicht flugfähig“ und „unkontrollierbar“ gewesen, woraufhin es von den US-Streitkräften zum Absturz gebracht worden sei.
Kampfjets flogen wohl 30 bis 40 Minuten lang neben der Drohne
Ryders Angaben zufolge waren die russischen Kampfjets zuvor 30 bis 40 Minuten lang neben der Drohne geflogen. Der russische Flieger wurde demnach durch die Kollision mit dem Drohnen-Propeller vermutlich auch beschädigt, konnte aber an einem nicht genannten Ort landen.
Vor der Kollision ließ einer der russischen Piloten „Treibstoff ab und flog in rücksichtsloser, umweltschädlicher und unprofessioneller Weise vor der MQ-9 her. Dieser Vorfall zeugt von einem Mangel an Kompetenz und ist darüber hinaus unsicher und unprofessionell“, zitiert das Online-Magazin Politico die US-Armee. Einer der russischen Kampfjets habe dann den Propeller der Drohne berührt. US-Kräfte hätten die Drohne, die angeblich potenzielle Kampfziele sucht und Daten vom Schlachtfeld sammelt, daraufhin zum Absturz bringen müssen.
1/2 Laut CNN hat ein 🇷🇺Kampfjet heute im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer eine US-Drohne Typ MQ-9 zum Absturz gebracht, welche Schlachtfelddaten sammelt, potentielle Ziele sucht und deren Daten die USA Kiew zur Verfügung stellt.https://t.co/6GzI8Q8nKW
— Zentrale Ermittlungsstelle (@ZentraleV) March 14, 2023
Russland weist US-Vorwürfe zu Drohnen-Absturz zurück
Russland wies am Abend die Vorwürfe der USA zurück. Das russische Verteidigungsministerium erklärte zwar, zwei Kampfjets hätten die US-Drohne abgefangen. Es habe aber keinerlei „Kontakt“ gegeben. Vielmehr sei die Drohne nach einem „abrupten Manöver“ in einen „unkontrollierten Flug mit einem Höhenverlust“ übergegangen und dann auf die Wasseroberfläche aufgeschlagen, erklärte das Ministerium. Weder hätten die russischen Kampfjets ihre Waffen eingesetzt, noch habe es einen Kontakt mit der Drohne gegeben.
Der US-Luftwaffengeneral James Hecker hatte zuvor mitgeteilt, das Verhalten der russischen Piloten folge einem Muster „gefährlicher Handlungen bei der Interaktion mit Flugzeugen der USA und der Alliierten über dem internationalen Luftraum“, so Hecker. Diese aggressiven Handlungen der russischen Flugzeugbesatzung seien gefährlich und könnten zu Fehleinschätzungen und unbeabsichtigten Eskalationen führen. Zu der Kollision kam es in einem Gebiet, in dem es aufgrund der russischen Invasion zu intensiven militärischen Aktivitäten der Nato kommt.
