Oligarch schlägt Alarm: „In einem Jahr hat Russland kein Geld mehr“

Kritik an Putins Führung ist in Russland rar gesät. Milliardär Oleg Deripaska erklärte nun: Ohne wirtschaftliche Reformen ist das Land bald pleite.

Eigentlich gilt Oleg Deripaska als Vertrauter Putins.
Eigentlich gilt Oleg Deripaska als Vertrauter Putins.Anatoly Maltsev/EPA/dpa

Der eigentlich kremlnahe russische Oligarch Oleg Deripaska hat die Wirtschafts- und Innenpolitik von Präsident Wladimir Putin als „steinzeitlich“ kritisiert. Der Staatskapitalismus und insbesondere die Ausgaben für Putins enorme Verwaltungsmaschinerie trieben das Land in eine finanzielle Krise, sagte der Milliardär der Nachrichtenagentur Interfax zufolge beim jährlichen Wirtschaftsforum in Krasnojarsk.

Angesichts riesiger Ausgaben für Putins Staatsapparat und einer mangelnden Bereitschaft Moskaus, Reformen einzuleiten, drohe Russland schon bald ein wirtschaftlicher Bankrott. Die aufgeblähte russische Bürokratie fresse die Staatskasse auf, betonte Deripaska sinngemäß. Er sei „entsetzt“ über die Summe, die im vergangenen Jahr für Polizei, Geheimdienst und sonstige Staatsbedienstete „verschwendet“ worden sei.

Deripaska: Ukraine-Krieg und Sanktionen schaden russischer Wirtschaft

Deripaska ist als Investor mit zahlreichen Konzernen verbandelt und hat vor allem ein wirtschaftliches Interesse an einer Liberalisierung des von Putin mit harter Hand geführten Landes. „Wir brauchen ausländische Investoren“, zitierte Interfax den Oligarchen. Rechtssicherheit und Berechenbarkeit müssten endlich für Geschäftsleute gewährleistet werden. „Wir werden wählen müssen“, erklärte Deripaska weiter. „Im nächsten Jahr schon werden wir kein Geld mehr haben“.

Der 55-Jährige war bereits kurz nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine bei der russischen Führung Ungnade gefallen, weil er den Krieg öffentlich als solchen bezeichnete. In Russland – wo immer noch von einer „militärischen Spezialoperation“ gesprochen wird – steht dies unter Strafe. „Ich denke, es wäre ein kolossaler Fehler, die Ukraine zu zerstören“, sagte Deripaska damals der Nachrichtenagentur RBС.

Die Kritik an Putins „Spezialoperation“ richtete sich dabei allerdings nicht gegen den Krieg an sich, sondern bezog sich lediglich auf den wirtschaftlichen Schaden für Russland, der daraus hervorgehe. Zuvor galt Deripaska als Vertrauter des Präsidenten. Tatsächlich wird die russische Wirtschaft des Landes vor allem durch Sanktionen der EU und der USA zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Nach Angaben des nationalen Statistikamtes schrumpfte die russische Wirtschaft im Jahr 2022 um rund 2,1 Prozent.

Die Folgen der wirtschaftlichen Konflikte Russlands erwähnte Deripaska zuletzt immer wieder – wohl auch, weil der Unternehmer selbst bei einigen Ländern auf den Sanktionslisten steht. Obwohl er den weiter andauernden Ukraine-Krieg in seiner Rede am Donnerstag nicht explizit erwähnte, erklärte der 55-Jährige nun, es sei Zeit für Russland, „sich auf unsere eigenen Angelegenheiten zu konzentrieren“. Man müsse aufhören „von einem besonderen Platz in der Welt zu träumen“.