Sahra Wagenknecht: Lockdown macht viele Kinder depressiv und krank

Zudem würden Grundrechte von Angela Merkel und Co. willkürlich aufgehoben oder gewährt, schreibt Wagenknecht in einer Kolumne. 

Sahra Wagenknecht sagt, der Lockdown macht viele Menschen, ganz besonders Kinder, depressiv und krank.
Sahra Wagenknecht sagt, der Lockdown macht viele Menschen, ganz besonders Kinder, depressiv und krank.AP/Michael Sohn

Berlin-Die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht greift die Bundesregierung in ihrer Kolumne bei Focus Online erneut scharf an. Einer der zentralen Vorwürfe: Es gebe „keinerlei seriöse“ Daten zum Risiko eines Infektionsrisikos mit dem Coronavirus in einzelnen Branchen und Berufsgruppen. So könnten die Fragen, ob Restaurants mit Hygienekonzept Infektionstreiber sind, ob sich viele Menschen zum Beispiel in Schuhgeschäften anstecken oder wie hoch die Wirksamkeit von Luftfiltern in Schulen ist, nicht beantwortet werden.

Es müsste „diese Daten eigentlich geben, die Gesundheitsämter machen ja seit einem Jahr kaum etwas anderes als Infektionsketten nachzuverfolgen“, so Wagenknecht weiter. Die „Zusammenfassung und Auswertung ihrer Erkenntnisse scheint niemanden zu interessieren“, am wenigsten die politischen Entscheidungsträger. „Im Kanzleramt und im Gesundheitsministerium scheint sich indessen die Meinung verfestigt zu haben, dass man mit dem Mantra Kontakte reduzieren und dem Starren auf die Inzidenzzahlen bisher so gut gefahren ist, dass man damit spielend auch die nächsten Monate überstehen kann“, schreibt die Politikerin.

„Kollateralschäden scheinen die politischen Entscheidungsträger kaum zu interessieren“

Dass Friseure bald wieder öffnen dürfen, gönne sie diesen zwar „von Herzen“. Dieses Beispiel zeige allerdings „exemplarisch, mit welcher Willkür Angela Merkel und Co. derzeit Grundrechte aufheben oder auch gewähren“, als ob es sich um „politische Gnadenakte“ handeln würde. Dann schreibt Wagenknecht bissig-ironisch: „Wohl dem, der Gnade findet!“

Zudem wirft Wagenknecht einen Blick auf Frankreich. Hier würden „die psychischen Folgen der Einschränkungen in den Berichten des französischen Gesundheitsministeriums mittlerweile genauso akribisch verzeichnet wie die Covid-Infektionen oder die Todesfälle“. Doch derartige „Kollateralschäden“, auch und vor allem für Kinder scheinen hierzulande „die politischen Entscheidungsträger kaum zu interessieren“.

Beispiel Frankreich: Kitas, Kindergärten und Schulen sind seit Sommer geöffnet

Das ist in Frankreich anders. Hier sind Kitas, Kindergärten und Schulen seit dem Sommer komplett geöffnet. Robert Cohen, Medizin-Professor und einer der Sprecher der französischen Kinderärzte-Vereinigung, sagte der „Tagesschau“ dazu: „Wir haben aktuell ein ganzes Bündel von Belegen, die zeigen, dass geschlossene Schulen für Kinder extrem schlimme Auswirkungen haben und das sogar noch umso mehr, wenn sie ohnehin schon sozial, psychisch oder lerntechnisch benachteiligt sind.“ Entgegen der Meinung einiger Epidemiologen, die in geöffneten Schulen eine große Gefahr sehen, habe der Lockdown im November gezeigt, dass die Infektionszahlen auch mit geöffneten Schulen massiv gesenkt worden seien.

Zudem werde man „in den kommenden Tagen eine Untersuchung sogar auf Englisch veröffentlichen, die zeigt, dass die Schulen bis jetzt kaum eine Rolle bei der Verbreitung des Virus gespielt haben“, wird Robert Cohen bei der „Tagesschau“ zitiert. Für die Kinder sei die Lage in der Pandemie schon fast „verrückt-paradox“, führt der Mediziner aus. Er warnt laut „Tagesschau“: „Wir sehen da eine Explosion der Selbstmordversuche. Wie kann man zulassen, dass die Kinder durch die Hintertür an Covid sterben, obwohl das Virus selbst sie nicht tötet?“