Grünheide-Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht angesichts von Querelen um die Plattform Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk auch eine Gefahr für den Erfolg von Tesla. Musk müsse aufpassen, „dass er sich jetzt nicht zu stark mit seinen Twitter-Eskapaden in eine Richtung begibt, die ihm die viele Sympathie, die er bisher gehabt hat, raubt“, sagte Dudenhöffer der Märkischen Oderzeitung. „Mit seinem autokratischen Auftreten wird Musk mehr und mehr ein Risiko für Tesla und Grünheide.“
Auf die Frage der Zeitung, ob das „Twitter-Chaos“ der Marke Tesla und dem Werk in Grünheide schade, antwortete Dudenhöffer: „Absolut ja. Musk verstrickt sich immer stärker in Widersprüche, herrscht autokratisch über eine Informationsplattform, muss Tesla-Aktien verkaufen, um seine teure Twitter-Übernahme nicht an die Wand fahren zu lassen.“ Durch die Investition in Twitter fehlten auch Budgets, die Musk vielleicht für Tesla gebraucht hätte, meinte Dudenhöffer. Dies wiederum könne es schwieriger machen, das hohe Tempo bei Tesla weiter zu verfolgen.
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UN hat „ernste Bedenken“ gegen Twitter-Aktionen von Musk
Zuletzt hatte Musk internationale Kritik auf sich gezogen, weil mehrere Accounts von US-Journalisten auf Twitter gesperrt worden waren. Die Sperrungen waren am Donnerstag nach Angaben der Betroffenen ohne Vorwarnung erfolgt. Am Sonntag waren einige Konten wieder freigeschaltet – allerdings nicht alle. Musk kündigte die Freischaltung unter Verweis auf eine Umfrage unter Twittern-Nutzern an, bei der sich eine Mehrheit der knapp 3,7 Millionen Teilnehmer für ein sofortiges Ende der Sperren ausgesprochen hatte.
The people have spoken.
— Elon Musk (@elonmusk) December 17, 2022
Accounts who doxxed my location will have their suspension lifted now. https://t.co/MFdXbEQFCe
Die Vereinten Nationen betonten, dass es weiter „ernste Bedenken“ gebe. Musk solle sich verpflichten, Entscheidungen auf der Grundlage öffentlich zugänglicher Richtlinien zu treffen, welche Rechte wie Redefreiheit, respektierten, forderte der Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk. Ein Ende der willkürlichen Sperren scheint nicht in Sicht.
Bereits am Mittwoch hatte Twitter einen Account gesperrt, über den man den Privatjet von Konzernchef Elon Musk verfolgen konnte. Einige der zeitweise gesperrten Journalisten hatten darüber berichtet sowie über Musks Äußerung, er und seine Familie seien durch die Weitergabe von Standortdaten gefährdet worden. In mehreren Tweets in der Nacht zum Freitag schrieb Musk, für Journalisten gälten dieselben Regeln wie für alle anderen.
Musk führt Doxxing als Grund für Sperre an – Journalisten widersprechen
Er bezog sich dabei auf „Doxxing“, nämlich die Weitergabe von persönlichen Daten einer Person, einschließlich Informationen wie der Adresse. „Sie haben meinen exakten Echtzeit-Standort gepostet, im Grunde die Koordinaten für ein Attentat“, schrieb Musk. Er sprach von einem Verstoß gegen die Twitter-Nutzungsbedingungen.
This was my last tweet before my account was suspended. Needless to say, I was correct. This is not the free speech we were promised. To be clear, there was no ‘doxing’ – even if an impulsive, accountable-to-nobody oligarch said so. https://t.co/3w9V8EzRBq
— Tony Webster (@webster) December 17, 2022
Musk hatte noch vor einigen Monaten geschrieben, er hoffe, dass selbst seine „schlimmsten Kritiker“ auf Twitter blieben, denn das bedeute Meinungsfreiheit. Die Washington Post merkte an, dass sich nach der Sperrung der Accounts die Führung der betroffenen Medien zwar schnell kritisch über Musks Vorgehen geäußert habe. Aber alle – inklusive der Post – hätten weiter auf ihren offiziellen Accounts getwittert. „Die Verleger haben viel in Personal investiert, dessen Hauptaufgabe darin besteht, Geschichten über die sozialen Medien (…) zu bewerben.“
Der Online-Dienst hatte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Kommunikationsplattform entwickelt: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Tech-Milliardär Musk hatte Twitter im Oktober übernommen und setzt bei dem Online-Dienst seitdem seine Vorstellungen durch. Musk hat sich auch immer wieder eindeutig politisch positioniert, die US-Republikaner beworben und Verschwörungstheorien geteilt.
