Katholischer Priester bei CSD-Parade in München dabei

Der offen schwule Pfarrvikar Wolfgang Rothe lief am Samstag beim CSD in München mit. Seine Teilnahme sei auch als Entschuldigung für die Intoleranz der katholischen Kirche gemeint.

Der katholische Geistliche Wolfgang Rothe mit Pride-Flagge beim CSD in der Münchner Innenstadt.
Der katholische Geistliche Wolfgang Rothe mit Pride-Flagge beim CSD in der Münchner Innenstadt.dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Der katholische Geistliche Wolfgang Rothe hat beim Christopher Street Day in München Flagge gezeigt: Mit schwarzer Hose, schwarzem Hemd, weißem Priesterkragen und Regenbogenfahne lief Rothe am Samstag bei der Politparade des CSD mit.

Der offen schwule Priester hatte schon im letzten Jahr für Aufsehen gesorgt, indem er homosexuelle Paare gegen den Willen des Vatikans segnete. Mit seiner Teilnahme beim diesjährigen CSD wolle sich Rothe auch dafür entschuldigen, wie queere Menschen von der katholischen Kirche behandelt wurden.

Zehntausende bei CSD-Paraden in deutschen Großstädten

Rund 140 Gruppierungen mit aufwendig geschmückten Umzugswagen und laut Polizeiangaben etwa 25.000 Teilnehmer gingen in München auf die Straße. Auch in Leipzig (etwa 20.000 Teilnehmer), Frankfurt am Main (13.500 Teilnehmer) und Rostock (10.000 Teilnehmer) gab es am Samstag Paraden für mehr gesellschaftlichen Respekt gegenüber queeren Menschen. In Berlin begannen mit dem lesbisch-schwulen Straßenfest in Berlin-Schöneberg die Feierlichkeiten. Der CSD wird in der Hauptstadt erst nächstes Wochenende, am 23. Juli, stattfinden.

Der Christopher Street Day ist eine bunte Parade mit ernstem Hintergrund. Er soll an die Ereignisse vom 28. Juni 1969 erinnern: Polizisten stürmten damals die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste aus. Der CSD soll an die Rechte von Menschen in der LGBTQIA+ Community hinweisen und findet jährlich in vielen Städten auf der ganzen Welt statt.

Schwuler Priester Rothe segnete homosexuelle Paare

„Ich möchte für meinen Teil um Verzeihung bitten für das, was queeren Menschen in unserer Kirche angetan wurde“, sagte Rothe, der Pfarrvikar in einer Münchner Pfarrei ist, vor dem Umzug in der bayerischen Landeshauptstadt. „Ich teile die Ziele des CSD uneingeschränkt.“

Der schwule Pfarrvikar wollte mit seiner erstmaligen Teilnahme ein Zeichen setzen. 2021 segnete er homosexuelle Paare in einem katholischen Gottesdienst, gegen den Willen des Vatikans. Anfang des Jahres erschien ein Buch über katholisches Queer-Sein von ihm: „Gewollt. Geliebt. Gesegnet.“.

In der katholischen Kirche kann es noch immer den Job kosten, sich etwa zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft zu bekennen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing kündigte jedoch unlängst eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechtes an. Rothe sprach von Schritten in die richtige Richtung. „Das sind Signale, die Hoffnung machen dürfen“, sagte er. Aber: „Wie konsequent das am Ende ausfällt, das wird man sehen.“