Sexuelle Belästigung: Rabbiner-Kolleg in Potsdam klärt Vorwürfe
Ein Mitarbeiter des Abraham Geiger Kollegs soll einem Studenten ein pornografisches Bild geschickt haben. Nun räumt die Einrichtung weitere Vorkommnisse sexueller Belästigung ein.

Das Potsdamer Abraham Geiger Kolleg hat weitere Vorkommnisse sexueller Belästigung eingeräumt. Nach Vorwürfen gegen einen Mitarbeiter des Rabbiner-Kolleges, die Ende vergangener Woche durch einen Artikel der Zeitung die Welt bekannt wurden, erklärte die Geschäftsführung am Montagabend, dass es gegen einen Mitarbeiter bereits im Dezember 2020 und im Februar 2022 Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegeben habe. Daraufhin sei das Arbeitsverhältnis Ende Februar beendet worden.
Die Welt hatte von Vorwürfen sexueller Belästigung eines Studenten durch einen Mitarbeiter des Abraham Geiger Kollegs berichtet. Dieser soll 2019 ein pornografisches Bild verschickt haben. Daraufhin hatte der Rektor des Kollegs, Walter Homolka, am Freitag angekündigt, seine Ämter vorerst ruhen zu lassen.
Die Geschäftsführung erklärte, sie werde unverzüglich eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe einleiten. Dabei solle auch eine anonyme Meldung etwaiger weiterer Vorfälle gewährleistet werden. „Für Machtmissbrauch und Fälle sexualisierter oder anderweitiger Diskriminierung und/oder Belästigung darf und wird es bei uns keinen Raum geben“, hieß es in der Erklärung.
Der Zentralrat der Juden kündigte an, zeitnah eine Anwaltskanzlei mit einer umfassenden Prüfung der Vorwürfe zu beauftragen. „Eine vorbehaltlose, lückenlose und völlig unabhängige Untersuchung und Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe ist zwingend geboten“, sagte Präsident Josef Schuster am Dienstag laut Mitteilung. „Es geht hier nicht nur um eine strafrechtliche Dimension der Taten, sondern auch um das moralische Verhalten von Führungspersönlichkeiten und Mitarbeitern in jüdischen Einrichtungen sowie den Schutz und die Rechte der Betroffenen.“
„Diverse Vorwürfe“ gegen Homolka und einen Mitarbeiter
Die Uni Potsdam hatte mitgeteilt, sie habe bereits vor Wochen eine sechsköpfige Untersuchungskommission eingerichtet, die bis August einen Bericht vorlegen soll. Nach Angaben der Hochschule ist die Untersuchungskommission beauftragt, „diverse Vorwürfe“ gegen Homolka und einen wissenschaftlichen Mitarbeiter zu prüfen. Die Kommission werde konkrete Empfehlungen und Vorschläge zum weiteren Vorgehen vorlegen.
Am Abraham Geiger Kolleg werden seit 1999 Rabbiner für jüdische Gemeinden in Deutschland und anderen Ländern ausgebildet. Inzwischen ist die renommierte Institution Teil der Universität Potsdam.
