Mit einer neuen Werbekampagne will das deutsche Handwerk mehr junge Menschen für Ausbildungsberufe gewinnen. Die kontroversen Plakate, die seit letztem Freitag in der gesamten Bundesrepublik aushängen, stießen bei vielen Menschen jedoch eher auf Ablehnung. „Fürs Klima auf die Straße, aber nicht ins Handwerk?“, heißt es auf dem umstrittensten der vier Motive. Kritiker werfen der Kampagne vor, den Aktivismus junger Menschen für die eigenen Zwecke nutzen zu wollen.
Auf den Plakaten zu sehen ist jeweils ein junger Mensch, laut einer Pressemitteilung „Jugendliche, die auf der Schwelle zum Berufsleben stehen“, der Vorwurfsvoll in die Kamera blickt. Daneben sind Sprüche abgebildet, die auf veraltete Vorurteile über Handwerksberufe aufmerksam machen sollen. Außerdem, so die Mitteilung von letztem Sonntag, greife man bewusst Themen auf, die junge Menschen heute interessierten.
Die Augen vor der Zukunft verschließen? Nein, danke!
— Das Handwerk (@dashandwerk) August 15, 2022
Eine Ausbildung im Handwerk kann der nächste Schritt sein, um Forderungen aus Protesten eigenhändig umzusetzen. Jetzt die Bedeutung des Handwerks für die Zukunft entdecken https://t.co/dVrYInYHb0 . #ZeitZumUmdenken pic.twitter.com/FKsuwqBEfT
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Dass beim Umgang mit Themen wie Klimaschutz nicht nur das ‚was‘, sondern auch das ‚wie‘ eine Rolle spielt, machten zahlreiche negative Rückmeldungen zu der Kampagne deutlich. „Man gewinnt keinen Nachwuchs, indem man ihn beschimpft“, kritisierte eine Nutzerin auf Twitter. „Ein Miteinander hätte besser gewirkt als ein gegeneinander“, schlug eine andere vor. „Erst für das Klima auf die Straße, dann ins Handwerk.“
Ein weiterer User schreibt:„ Warum will ich nicht ins Handwerk? Weil ich keine Lust hab mich von Alkoholikern die ihre Frauen schlagen, Corona und den Klimawandel für eine Lüge und die AfD für eine Alternative halten auf Arbeit anschreien zu lassen, weil die geschissene Bohrmaschine nicht im Kofferraum liegt.“
Satiriker hingegen nahmen die Arbeiten der Berliner Marketingagentur DDB zum Anlass, eigene der Plakatideen im Stil der dramatisch wirkenden „Hier stimmt was nicht“-Kampagne vorzustellen. „Wir müssen frieren, weil kein Handwerker Zeit hat“, heißt es auf dem Schwarz-Weiß-Foto eines traurig dreinblickenden Kindes – darunter das Logo des Handwerksverbands.
Wie findet ihr meinen Entwurf für die Kampagne von "Das Handwerk"? pic.twitter.com/76TBNWR2bJ
— Fandorin (@fandorinmusic) August 21, 2022
Die Imagekampagne „Das Handwerk“ läuft seit 2010 unter der Aufsicht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Durch die nun aushängenden umstrittenen Plakate sollte laut Hans Peter Wollseifer, Präsident des ZDH, „ein deutliches Zeichen für mehr Wertschätzung von Ausbildungsberufen“ gesetzt werden.
