Sigmar Gabriel plädiert für längere Wochenarbeitszeit
Wegen des Fachkräftemangels soll die Wochenarbeitszeit erhöht werden, zumindest wenn es nach dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden geht.

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel ist dafür, die Wochenarbeitszeit zu verlängern. „Wollen wir Menschen nicht lieber wieder mehr verdienen lassen, indem wir etwas länger arbeiten?“, sagte er gegenüber der Bild am Sonntag.
Der Vorschlag müsse in Tarifverhandlungen geklärt werden, da Zuwanderung allein den Fachkräftemangel nicht lösen werde, heißt es weiter. Zudem sagte er, dass sich die Deutschen auf zehn anstrengende Jahre einstellen müssten, sonst könne der Wohlstand nicht beibehalten werden.
Kürzlich hatte auch Industriepräsident Siegfried Russwurm längere Wochenarbeitszeiten als Mittel gegen den zunehmenden Mangel an Arbeitskräften gefordert. „Ich habe persönlich große Sympathie für eine optionale Erhöhung der Wochenarbeitszeit – natürlich bei vollem Lohnausgleich“, hatte er gesagt. Eine 42-Stunden-Woche sei sicher leichter umzusetzen als eine allgemeine Einführung der Rente mit 70, so Russwurm.
Warum eine Erhöhung der Arbeitszeit keine gute Idee ist
Für andere Experten ist die Mehrarbeit jedoch keine Option. „Während andere Länder erfolgreich mit 6-Stunden-Arbeitstagen und 4-Tages-Wochen experimentieren, schlägt man in Deutschland die entgegengesetzte Richtung ein und zieht eine erhöhte Wochenarbeitszeit in Betracht. Das Problem dabei: Die meisten Arbeitnehmer sind von einer derartigen Maßnahme wenig begeistert. Statt länger zu arbeiten, wollen sie mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen und ihr Privatleben uneingeschränkt genießen. So ist die Bereitschaft von Fachkräften, länger zu arbeiten, äußerst gering“, erklärt Strategieberater Vasil Ivanov.
In der Theorie möge die 42-Stunden-Woche zwar zeitweise zur Lösung der durch den Fachkräftemangel bedingten Probleme beitragen. Allerdings berücksichtige sie nicht, welche sozialen und pädagogischen Folgen sie für die Fachkräfte hätte. Die Maßnahme sei demnach unter Berücksichtigung der Praxis nicht zu Ende gedacht und entspreche in keinerlei Hinsicht dem Zeitgeist, führt Ivanov weiter aus.
