Neuer TikTok-Trend? Hunderte Jugendliche randalieren in mehreren Städten (Video)

Erst Hamburg, dann Essen, Bremen und Bochum: In den sozialen Medien wird dazu aufgerufen, Events und Kinovorstellungen zu stören. Das hat Folgen. 

Randale und Belästigungen in Hamburg: Polizisten kontrollieren in der Einkaufsstraße Mönkebergstraße mehrere Jugendliche. 
Randale und Belästigungen in Hamburg: Polizisten kontrollieren in der Einkaufsstraße Mönkebergstraße mehrere Jugendliche. Daniel Bockwoldt/dpa

Aufrufe und Anstachelungen in den sozialen Medien haben am Wochenende große Polizeieinsätze in mehreren Städten ausgelöst. In Hamburg zogen am Samstag Hunderte Jugendliche durch die Innenstadt, wo sie Passanten belästigten, Polizisten attackierten und den Verkehr lahmlegten. Wenige Stunden später kam es in Essen und in Bremen in Kinos zu Randalen. Auch in Lüdenscheid und Bochum soll es ähnliche Vorfälle gegeben haben. Dahintersteckt offenbar ein gefährlicher TikTok-Trend. Betroffen waren vor allem Vorstellungen des neuen Kinofilms „Creed III“. 

In Essen hätten nach Angaben der Polizei während einer Vorstellung in einem großen Kinokomplex einige der rund 440 Besucher andere Zuschauer belästigt und randaliert. So seien Snacks durch den Saal geworfen worden, einige der Provokateure seien über die Sitze geklettert. Die Betreiber hätten die Vorstellung abbrechen müssen. Mehrere Streifenwagenbesatzungen hätten rund 40 Personen zum Verlassen des Kinos zwingen können, die sich zuvor hartnäckig geweigert hatten, hieß es weiter.

Strafrechtlich relevante Handlungen habe es laut Polizei nicht gegeben. Die Polizei wies darauf hin, dass ein negativer Social-Media-Trend Anlass für die Aktion gewesen sein könnte. Demnach könnten „angehende Social-Media-Stars“ und „Möchtegern-Influencer“, wie es in der Mitteilung hieß, durch gezielte Aktionen Veranstaltungen stören, um in sozialen Medien Aufmerksamkeit zu generieren. Die Geschädigten könnten zivilrechtlich Schadenersatzansprüche gegen die Störer geltend machen.

Heranwachsende kämpfen mit Pfefferspray und Messern um Kinoplätze

In einem Kino in Bremen war es Freitag und Samstagabend ebenfalls zu Rangeleien und Tumulten zwischen jungen Besuchern gekommen. Die Beteiligten hatten sich am Samstag zunächst mit Popcorn und Nachos beworfen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Dann sei es innerhalb und außerhalb des Kinos zu Handgreiflichkeiten gekommen. Angeblich hätten Heranwachsende teilweise mit Pfefferspray und Messern um Kinoplätze gekämpft. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. Die Kinovorstellungen wurden beendet. 

Bereits am Freitagabend hatte es in dem Kino Streit gegeben. An jenem Abend waren 15 bis 20 Personen in Streit um belegte Sitzplätze geraten. Die Polizei nahm drei mutmaßliche Täter im Alter von 16 und 17 Jahren vorläufig fest.

Aufruf im Internet: Hunderte Jugendliche legen Hamburgs Innenstadt lahm

Am Samstag waren rund 400 Jugendliche und Heranwachsende in Hamburg einem Aufruf im Internet gefolgt, weil jemand Kleidung verschenken wollte. Die Stimmung kippte, es gab Verletzte und Festnahmen. Die Initiatoren der Aktion hatten auf Instagram zuvor bekannt gegeben, dass auf der Mönckebergstraße Kleidung verschenkt wird. Schnell wurde klar, dass es wohl doch dort gar nichts zu verschenken gab. Vom Veranstalter fehlte jede Spur, weshalb die Stimmung schnell kippte.

Zahlreiche Jugendliche hätten daraufhin sehr aggressiv reagiert. Aus der Menge heraus seien Passanten belästigt worden: Es gab laute Rufe, Beleidigungen, sodass die Polizei mit einem Großaufgebot ausrückte. Einsatzkräfte wurden mit Flaschen und Böllern beworfen worden. Einige Beamte wurden dabei leicht verletzt. Es kam zu „Katz und Maus“-Szenen mit der Polizei, erklärte ein Sprecher der Hamburger Morgenpost. Die Jugendlichen hätten sich einen Spaß daraus gemacht, für Unruhe zu sorgen. (mit dpa)

Ähnliche Fälle in Frankreich

Auch im Nachbarland Frankreich gab es Randale in Kinos. Seit dem Erscheinen des US-Films „Creed III“ gab es laut Medienberichten bereits mehrere Polizeieinsätze wegen Zusammenstößen zwischen Jugendlichen in französischen Kinos. Auch der Vorfall in Essen ereignete sich laut Polizei während einer Vorführung von „Creed III“, die Bremer Polizei machte keine Angaben zum gezeigten Film.

Am Samstagnachmittag kam es unter anderem zu einer Prügelei in einem Großkino der südostfranzösichen Stadt Saint-Étienne. Nach Angaben von Polizei und Kinobetreiber wurde die Vorstellung abgebrochen und der Saal geräumt. Von 300 Zuschauern habe die Polizei 20 festgenommen, teilte ein Mitarbeiter des Kinos der Nachrichtenagentur AFP mit.

„Wir waren nicht in der Lage, die Ruhe wiederherzustellen“, fügte er hinzu. Die Polizei habe eingreifen müssen, um die Zusammenstöße zu beenden, bei denen Flaschen geworfen worden seien. Eine Flasche habe einen Sicherheitsmitarbeiter am Kopf getroffen, erklärte der Kino-Vertreter. Am selben Tag gab es auch in den nordostfranzösischen Städten Thionville und Charleville-Mézières Festnahmen wegen Randale in Kinos.