Spion beim BND sollte Russen wohl Positionen von Himars-Raketenwerfern liefern

Russland soll über den mutmaßlichen Spion beim BND versucht haben, an Informationen über Standorte von Artillerie- und Luftabwehrstellungen der ukrainischen Armee zu gelangen.

Russland soll über den mutmaßlichen Spion beim Bundesnachrichtendienst (BND) versucht haben, an Informationen über Standorte von Artillerie- und Luftabwehrstellungen der ukrainischen Armee zu gelangen. 
Russland soll über den mutmaßlichen Spion beim Bundesnachrichtendienst (BND) versucht haben, an Informationen über Standorte von Artillerie- und Luftabwehrstellungen der ukrainischen Armee zu gelangen. Wolfgang Kumm/dpa

Der Fall des mutmaßlichen Spions beim Bundesnachrichtendienst (BND) ist nach einem Pressebericht brisanter als bisher bekannt. Der russische Geheimdienst FSB habe im Herbst versucht, über den mittlerweile festgenommenen BND-Mitarbeiter Carsten L. Positionsdaten von Artillerie- und Flugabwehrstellungen der ukrainischen Armee zu beschaffen, berichtete der Spiegel am Freitag. Dabei sei es um von den USA bereitgestellte Himars-Mehrfachraketenwerfer und das von Berlin gelieferte Luftabwehrsystem Iris-T gegangen.

Den Ermittlungen zufolge beauftragte der FSB den BND-Agenten über den Mittelsmann Arthur E., beim BND möglichst exakte GPS-Daten zu beiden Waffensystemen abzuschöpfen und zu übergeben, hieß es in dem Bericht. Mit dem Fall vertraute Personen sagten dem Magazin, es sei aber eher unwahrscheinlich, dass solche Daten weitergereicht worden seien.

Der mutmaßliche Auftrag spiegelt dem Bericht zufolge die Situation an der Front wider. Im Herbst waren der ukrainischen Armee spektakuläre Geländegewinne gelungen – auch dank der Raketenwerfer.

Carsten L. und Arthur E. wegen Verdachts des Landesverrats in U-Haft

Carsten L. war am 21. Dezember in Berlin festgenommen worden. Er soll nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr Informationen, die er im Zuge seiner Arbeit erlangt hat, an Russland übermittelt haben. Bei den ausspionierten Informationen handele es sich um ein Staatsgeheimnis im Sinne des Strafgesetzbuchs, hatte die Bundesanwaltschaft damals mitgeteilt. Rund einen Monat später war Arthur E., der als mutmaßlicher Kurier zwischen dem BND-Mitarbeiter und dem russischen Geheimdienst im Verdacht steht, bei der Einreise aus den USA am Flughafen München festgenommen worden. Generalbundesanwalt Peter Frank ermittelt gegen L. und E. wegen des Verdachts des Landesverrats. 

Nachdem der BND-Mitarbeiter über längere Zeit im Bereich „Technische Aufklärung“ gearbeitet hatte, wurde er einige Wochen vor seiner Festnahme von Pullach nach Berlin versetzt, wo er als Leiter des Bereichs „Personelle Sicherheit“ für die Sicherheitsüberprüfung von Mitarbeitern des BND zuständig war. Über den beruflich bedingten Standortwechsel soll er nicht glücklich gewesen sein.

Russen könnten die Spione gut bezahlt haben

Die russische Seite habe die mutmaßliche Spionage womöglich fürstlich entlohnt, berichtete der Spiegel. Ermittler hätten in einem Schließfach von Carsten L. in Umschlägen eine sechsstellige Bargeldsumme gefunden. E. soll diese Umschläge vom FSB entgegengenommen und L. übergeben haben.

Vertreter des BND gingen davon aus, dass der FSB L. langfristig an sich binden wollte. L.s Verteidiger Marvin Schroth wollte sich laut Spiegel auf Anfrage nicht äußern, E.s Anwalt ließ demnach eine Anfrage unbeantwortet. Auch Bundesanwaltschaft und BND hätten eine Reaktion abgelehnt.