Aus dem Internet droht Experten zufolge ein „Splinternet“ zu werden. Damit ist der Zerfall des World-Wide-Web in kleine nationale oder regionale Sub-Netze gemeint. Der Krieg in der Ukraine treibe diese Entwicklung voran, warnt der französische Botschafter für Digitales, Henri Verdier, in einem Interview mit Bloomberg News. Zum einen zensiere Russland verstärkt Inhalte im Netz, zum anderen fordere die Ukraine, Russland vom World-Wide-Web komplett abzuschneiden. Beides beeinflusse die Transformation des Internets zum „Splinternet“.
Geprägt wurde der Begriff „Splinternet“ von Clyde Wayne Crews, Forscher am Cato Institute, einer US-amerikanischen Denkfabrik. Crews versteht darunter eine Fragmentierung in „parallele Internets“, die aber „privat und autonom“ agieren, also in sich geschlossen sind. Kontrolliert würden die separaten Internets von autonomen politischen Blöcken, E-Commerce-Konzernen oder Staaten mit verschiedenen nationalen Interessen, schreibt die US-Zeitschrift Fortune.
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Auch digitaler Protektionismus, der laut IT-Experten längst real sei, trage dazu bei: In China etwa blockiert die „Great Firewall“ unerwünschte Seiten und Inhalte in Echtzeit. Auch in anderen autoritär geführten Staaten wie Saudia-Arabien, Myanmar oder Eritrea gelten strenge Zensurregime: Dort hätten sich bereits parallele Internets etabliert.
