731 Fälle von Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen schwule Männer, Transsexuelle und lesbische Frauen haben Opferberatungsstellen im Jahr 2021 in Berlin gezählt. Das teilt das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo mit.
731 Fälle pro Jahr – das sind zwei Übergriffe jeden Tag. Meistens ging es demnach um Drohungen und Nötigungen (36 Prozent), Körperverletzungen (30 Prozent) und Beleidigungen (28 Prozent). Ein großer Teil der Übergriffe richtete sich gegen Schwule oder bisexuelle Männer.
Die meisten Vorkommnisse seien aus Schöneberg gemeldet worden, gefolgt von Kreuzberg, Neukölln und Tiergarten. Das sind die Stadtteile, in denen die schwul-lesbische Szene am stärksten sichtbar vertreten ist und sich auch viel Nachtleben abspielt – vor allem Schöneberg sticht dabei hervor.
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Maneo, die Opferberatungsstelle für Schwule, veröffentlicht die Jahreszahlen traditionell zum 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie.
Angriffe auf Homosexuelle in Berlin: Dunkelziffer bei 80 bis 90 Prozent?
Von den 731 Hinweisen habe man aber nur 321 Fälle genauer auswerten können, teilt Maneo mit. Die Polizei Berlin habe seit vorigem Jahr keine Zusatzinformationen zu den Taten liefern können, weil der Datenschutzbeauftragte der Staatsanwaltschaft Bedenken habe. Das hatten zuvor schon Opferberatungsstellen zum Thema Antisemitismus beklagt.
Maneo stellte fest, bei 413 Hinweisen fehlten genauere Informationen zu Tatzeit, Tatorten und Ereignissen. Früher seien solche Hinweise mit den bei der Polizei eingegangenen Anzeigen abgeglichen worden. Daher könnten die Zahlen von 2021 auch nicht eindeutig als Anstieg oder Rückgang gelten.
Hinzu käme, dass die meisten Taten gar nicht erst bekannt würden. „Das Dunkelfeld liegt unserer Einschätzung nach bei 80 bis 90 Prozent“, hieß es.
- Eine transsexuelle Frau wurde im Januar 2021 in Treptow in einem Bus von einer Frau mehrfach beleidigt, dann wurde ihr ins Gesicht gespuckt.
- Ein schwuler Mann wurde im Juni 2021 in Kreuzberg an einer Tankstelle mehrfach beleidigt und mit einer Kopf-ab-Geste bedroht.
- Ein junger Tourist mit einer Regenbogenfahne wurde nach dem Berliner Christopher Street Day von einem Mann von hinten angegriffen, getreten und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Er erlitt einen dreifachen Kieferbruch und kam in ein Krankenhaus.
