Missbrauch: Bis zu 6000 Fälle im Bistum Münster

Eines unterstreicht eine neue Studie der Universität Münster deutlich: Bei den Missbrauchsfällen im Bistum handelt es sich keineswegs um Einzelfälle. Die Forscher belegen jahrzehntelanges Versagen.

Der Historiker Thomas Großebölting spricht bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Studienergebnisse zum Missbrauch im Bistum Münster.
Der Historiker Thomas Großebölting spricht bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Studienergebnisse zum Missbrauch im Bistum Münster.dpa/Guido Kirchner

Münster-Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt.

Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

Der Historiker Thomas Großbölting widersprach bei der Vorstellung der Studie am Montag der Schilderung des 2008 verstorbenen Bischofs Reinhard Lettmann, der von Einzelfällen gesprochen hatte. Missbrauchsfälle habe es flächendeckend in allen Dekanaten des Bistums gegeben und viele hätten davon gewusst, sagte Großbölting und sprach von Vertuschung.

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Nachweisen konnten die Forscher jahrzehntelanges Versagen in der Bistumsleitung und Strafvereitelung in verschiedenen Fällen. Dem aktuellen Bischof Felix Genn werfen die Forscher vor, in den vergangenen Jahren gegenüber Tätern nicht die nötige Strenge als Vorgesetzter gezeigt zu haben, wenn diese Reue geäußert hätten. Nach der Lektüre der Studie wird sich Münsters Bischof am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz äußern.