Russischer Gaslieferstopp hätte verheerende Folgen für deutsche Wirtschaft

Ein plötzliches Ende russischer Gasimporte würde Deutschland laut einer Studie 12,7 Prozent des BIP und über fünf Millionen Arbeitsplätze kosten.

In Lubmin bei Greifswald endet die Ostseepipeline Nord Stream 1, durch die seit 2011 russisches Gas nach Deutschland fließt.
In Lubmin bei Greifswald endet die Ostseepipeline Nord Stream 1, durch die seit 2011 russisches Gas nach Deutschland fließt.dpa/Stefan Sauer

Bei einem Stopp russischer Gaslieferungen im kommenden Halbjahr würde Deutschlands Wirtschaftsleistung nach einer Studie des Prognos-Instituts um 12,7 Prozent einbrechen. Deutschland würde „in eine tiefe Rezession gleiten“, sagte Chefvolkswirt Michael Böhmer am Dienstag in München. Rechnerisch seien davon etwa 5,6 Millionen Arbeitsplätze betroffen.

Studie: Autoindustrie und Lebensmittelbranche besonders gefährdet

Die Studie im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) untersuchte die Folgen eines plötzlichen russischen Gaslieferstopps von Anfang Juli bis Ende Dezember. Der Analyse zufolge wäre in diesem Fall der Gasbedarf der Industrie nicht einmal zur Hälfte gedeckt. „Die Wertschöpfung der direkt betroffenen Branchen würde um 3,2 Prozent sinken, was einem Verlust von rund 49 Milliarden Euro entspricht“, erklärte die vbw.

Unter anderem für die Chemieindustrie sei Gas ebenso unverzichtbar wie für die Glasindustrie oder die Walzwerke der Stahlindustrie. Ohne Lack, Glas oder Stahl kämen die Autoindustrie und viele andere Branchen in Bedrängnis. In der Autoindustrie und in der Lebensmittelbranche wäre der Schaden am größten. Ein großer Teil der fehlenden Produkte könnte zwar durch Einkäufe im Ausland ersetzt werden, aber „es pflanzt sich am Ende auf die gesamte Volkswirtschaft fort“, sagte Böhmer.

vbw-Chef: Ausbau erneuerbarer Energien befreit von Gas-Abhängigkeit

Zur Stromerzeugung könne Gas kurzfristig durch Öl und Kohle ersetzt werden. Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke steuerten etwa sechs Prozent zur Stromerzeugung bei, ihre Laufzeit könnte verlängert werden, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw. Langfristig bremse der ambitionierte Ausbau erneuerbarer Energien die Strompreise und befreie von einseitigen Abhängigkeiten im Energiesektor.