Studie: Westdeutschland ist Gewinner der Wiedervereinigung
Von der Wende profitierte die westdeutsche Industrie stärker als die ostdeutsche. Doppelstrukturen wurden der Regel auf Kosten des Ostens beseitigt.

Westdeutschlands Industrie hat einer Studie zufolge stärker von der deutschen Wiedervereinigung profitiert als die Regionen in der ehemaligen DDR. Das lasse sich an der Zahl der Patentanmeldungen ableiten, teilte die Friedrich-Schiller-Universität Jena am Freitag mit Blick auf die Untersuchung von Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern mit.
Die Forschenden hätten im Rahmen die Patentanmeldungen pro Kopf in Ost- und Westdeutschland zwischen 1877 und 2015 miteinander verglichen. Durch diese lange Zeitspanne habe sichtbar gemacht werden können, dass vor dem Zweiten Weltkrieg keine Ost-West-Unterschiede in der Intensität des Innovationsgeschehens vorgelegen hätten.
Anstieg der Innovationsaktivitäten im Westen stärker als in der Ex-DDR
Im Osten sei durch die Gründung der DDR und die damit einhergehende Einführung der Planwirtschaft eine deutliche Zäsur erkennbar geworden. Nach der Wiedervereinigung sei ein Anstieg der Innovationsaktivitäten sowohl in West- als auch in Ostdeutschland erkennbar. Allerdings steige diese Kurve im Westen wesentlich steiler an als in den Gebieten der ehemaligen DDR.
Als einen Grund weise die Studie nach, dass Doppelstrukturen in Wissenschaft und Wirtschaft in der Regel auf Kosten des Ostens beseitigt worden seien, hieß es. Westdeutsche Forschende hätten ostdeutsche Kollegen verdrängt. Der Effekt sei auch deshalb relativ deutlich ausgeprägt, weil sich das technologische Profil beider deutschen Staaten sehr ähnelte. Zudem seien viele hoch qualifizierte ostdeutsche Forscherinnen und Forscher sowie Entwicklerinnen und Entwickler in den Westen abgewandert und hätten sich dort in Innovationsprozesse eingebracht.
