Alzheimer: Wissenschaftler soll zahlreiche Studien gefälscht haben

Ein Fachmagazin erhebt schwere Anschuldigungen. Die Studien sollen auch im Zusammenhang mit dem umstrittenen Medikament Aducanumab stehen.

Der Wissenschaftler Sylvain Lesné soll Grafiken und Bilder in der Alzheimer-Forschung gefälscht haben (Symbolbild).
Der Wissenschaftler Sylvain Lesné soll Grafiken und Bilder in der Alzheimer-Forschung gefälscht haben (Symbolbild).Imago/Panthermedia

Das Fachmagazin Science hat schwere Anschuldigungen gegen den Neurowissenschaftler Sylvain Lesné erhoben. Der französische Wissenschaftler soll Studien, Grafiken und Bilder gefälscht haben. Zu den Fälschungen soll auch eine Studie zur Alzheimer-Forschung von 2006 zählen.

Lesné wies als Leitautor der Studie ein Molekül nach, das einer der „Hauptverdächtigen“ für die Ursachen von Alzheimer sei. Es soll im Zusammenhang mit einer gefährlichen Kettenreaktion im Gehirn stehen. Die Entdeckung stützte die Hypothese, dass bestimmte Proteinstückchen die Auslöser von Alzheimer sind. Die Studie wurde mehrfach zitiert und galt in wissenschaftlichen Kreisen als bahnbrechend – doch ein US-amerikanischer Neurowissenschaftler schöpfte Verdacht.

Skandal um Alzheimer-Medikament

Das Fachmagazin Science engagierte daraufhin mehrere Alzheimer-Forscher, um die Studien von Lesné zu überprüfen. Sie kamen zu einem schockierenden Ergebnis: Hunderte von Bildern seien manipuliert – und das in mehr als 70 Lesné-Veröffentlichungen. Seine gefälschten Befunde können zudem dazu geführt haben, dass Millioneninvestitionen in Medikamente flossen, die unwirksam sind.

Zu den unwirksamen Medikamenten gehört auch Aducanumab. Die zuständige US-amerikanische Behörde FDA hatte das Medikament mit dem Wirkstoff Aducanumab im Juni vergangenen Jahres zugelassen. Die Wirkung des Medikaments war damals allerdings bereits umstritten. Es soll vor der Zulassung unzulässige Kontakte zwischen Vertretern der US-Arzneimittelbehörde und Vertretern des Herstellers Biogen gegeben haben. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ließ Aducanumab nicht zu.