„Tag des Sieges“: Putin warnt bei Militärparade vor neuem Weltkrieg

Der Kreml-Chef rechtfertigt den Militäreinsatz in der Ukraine mit Landesverteidigung.

Der russische Präsident Wladimir Putin
Der russische Präsident Wladimir PutinAFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Gedenktag zum Sieg über Nazideutschland vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs gewarnt. Es müsse alles getan werden, um diesen „Schrecken“ zu verhindern, sagte Putin bei der traditionellen Militärparade am Montag auf dem Roten Platz in Moskau. Anders, als von westlichen Beobachtern befürchtet, kündigte der Kreml-Chef keine Ausweitung des Militäreinsatzes in der Ukraine an.

Stattdessen rechtfertigte Putin den Einsatz unter anderem auch mit dem Weltkriegsgedenken: „Ihr kämpft für das Vaterland, für seine Zukunft, damit niemand die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg vergisst“, sagte er an die Soldaten gerichtet, von denen einige in der Ukraine im Einsatz gewesen waren. Sie hätten dort das „Vaterland“ vor der „inakzeptablen Gefahr“ verteidigt, die das vom Westen unterstützte Nachbarland für Russland darstelle.

Rund 11.000 Soldaten marschieren auf Rotem Platz

Russland feiert am 9. Mai traditionell den Sieg über Nazideutschland. Rund 11.000 Soldaten marschierten in diesem Jahr auf dem Roten Platz auf und präsentierten über 130 Panzer sowie schweres Geschütz wie Langstreckenraketenwerfer. Eine geplante Schau der Luftwaffe wurde nach offiziellen Angaben wetterbedingt abgesagt.

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Heereschef Oleg Saljukow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu fuhren in Wagen mit offenem Verdeck zum Glockengeläut des Spasskaja-Turms am Kreml vor und inspizierten die Truppen. Putin schüttelte auf der aufgebauten Bühne Weltkriegsveteranen die Hände.

Der lateinische Buchstabe „Z“, der sich zum Unterstützer-Symbol für den russischen Einsatz in der Ukraine entwickelt hat, war allgegenwärtig. Polizisten, welche die Parade absicherten, trugen das Symbol auf ihren Uniformen. In Nowosibirsk, wo wie in vielen russischen Städten ebenfalls ein Militärumzug stattfand, war das „Z“ auf Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg aufgemalt.

Putin: Kiew strebt nach Atombombe

In den vergangenen Wochen hatte die russische Führung wiederholt Parallelen zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem am 24. Februar begonnenen Militäreinsatz in der Ukraine gezogen. Moskau begründet diesen Einsatz offiziell mit der Absicht, das Nachbarland „demilitarisieren“ und „entnazifizieren“ zu wollen.

In seiner Rede warf Putin der Ukraine und der Nato vor, „eine Invasion unserer historischen Gebiete“ geplant zu haben, darunter der 2014 von Russland annektierten Krim-Halbinsel und der mehrheitlich russischsprachigen Donbass-Region in der Ostukraine. Auch strebe Kiew nach der Atombombe. Russland habe daher keine andere Wahl gehabt, als präventiv zu agieren. Der Ukraine-Einsatz sei „die einzig richtige Entscheidung“ für ein „souveränes, starkes und unabhängiges Land“.

Im Westen war befürchtet worden, dass Putin anlässlich des Weltkriegsgedenkens den Einsatz in der Ukraine ausweiten und etwa eine Generalmobilmachung verkünden könnte. Der Kreml hatte derartige Spekulationen im Voraus zurückgewiesen.