Afghanistan: Taliban erobern Provinzhauptstadt nahe Kabul

Ghasni ist bereits die zehnte Provinzhauptstadt in einer Woche, die an die Islamisten fiel. In den vergangenen Tagen nahmen die Taliban Kundus und Faisabad ein.

Fahrzeuge des Afghanischen Militärs fahren durch die Provinzhauptstadt Ghasni. Die Stadt ist von den Taliban eingenommen worden (Archivbild).
Fahrzeuge des Afghanischen Militärs fahren durch die Provinzhauptstadt Ghasni. Die Stadt ist von den Taliban eingenommen worden (Archivbild).AP/Sayed Mominzadah

Kabul-Die radikalislamischen Taliban haben die afghanische Provinzhauptstadt Ghasni nur 150 Kilometer vor den Toren Kabuls erobert. „Die Taliban haben die Kontrolle über die wichtigsten Bereiche der Stadt erlangt“, sagte der Vorsitzende des Provinzrates, Nassir Ahmed Fakiri, der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. Ghasni ist bereits die zehnte Provinzhauptstadt, die binnen einer Woche an die Islamisten fällt.

Die strategisch wichtige Stadt liegt an einer zentralen Verbindungsstraße zwischen Kabul und Kandahar. Die afghanischen Streitkräfte sind zunehmend von Verstärkung über den Landweg abgeschnitten. Mit dem Verlust von Ghasni dürfte der Druck auf die ohnehin überlastete Luftwaffe wachsen. Sie hat etwa 180.000 Einwohner und liegt an der wichtigen Ringstraße, die die größten Städte des Landes verbindet. In der gesamten Provinz Ghasni seien nur mehr zwei Bezirke unter Kontrolle der Regierung, Dschaguri und Nahur, sagten die Provinzräte weiter.

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Taliban belagern Masar-i-Scharif

In den vergangenen Tagen hatten die Taliban unter anderem Kundus und Faisabad eingenommen, wo sich ehemalige Bundeswehrstandorte befanden, und belagern nun Masar-i-Scharif, wo die Bundeswehr zuletzt ihr größtes Feldlager hatte. Bei einer Einnahme von Masar-i-Scharif würde die Regierung in Kabul die Kontrolle über den Norden des Landes endgültig verlieren.

Wegen der dramatischen Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan schiebt Deutschland vorerst keine abgelehnten Asylbewerber mehr dorthin ab. „Der Bundesinnenminister hat aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Sicherheitslage entschieden, Abschiebungen nach Afghanistan zunächst auszusetzen“, so ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch.