Tödlicher Masken-Streit: Täter wollte „Zeichen setzen“
Der 50-jährige Angeklagte erschoss einen 20-Jährigen in einer Tankstelle in Idar-Oberstein. Zuvor hatte es Streit um das Tragen einer Maske gegeben.

Der Mordprozess um den tödlichen Kopfschuss auf einen Tankstellen-Mitarbeiter im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein ist am Montag schon kurz nach seinem Beginn unterbrochen worden. Er soll voraussichtlich an diesem Freitag fortgesetzt werden. Angeklagt ist ein 50-jähriger Mann, der nach einem Streit um die Maskenpflicht einen jungen Mann erschossen haben soll.
Mit der Unterbrechung des Prozesses will das Landgericht Bad Kreuznach der Verteidigung des angeklagten 50-Jährigen Gelegenheit geben, erst kürzlich vorgelegte Akten der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz einzusehen. Die Verteidiger zeigten sich überrascht und drückten ihr „Unverständnis“ darüber aus, dass sie erst zum Beginn der Hauptverhandlung und nach Verlesung der Anklage von den Ermittlungen des Landeskriminalamtes (LKA) im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft erfahren hätten.
Es handele sich um insgesamt rund 1300 Aktenseiten, darunter auch ein 26 Seiten umfassendes psychologisches Gutachten über den Angeklagten, sagten die Verteidiger Alexander Klein und Axel Küster. Da sich der 50-Jährige zu dem Tatvorwurf äußern wolle, müsse seinen Anwälten Gelegenheit gegeben werden, die neue Entwicklung zu prüfen und sich mit ihrem Mandaten zu besprechen, sagten sie. Die sogenannte Einlassung des Angeklagten zu der ihm vorgeworfenen Tat war ursprünglich für Montag geplant. Die umfangreichen Unterlagen aus Koblenz waren laut Staatsanwaltschaft erst am Donnerstag eingegangen.
Täter kehrt zurück und erschießt Kassierer
Der Anklage zufolge soll es im September beim Bezahlen an der Tankstelle mit dem 20 Jahre alten Kassierer zu einem Streit um die Maskenpflicht gekommen sein. Rund anderthalb Stunden nach seinem ersten Besuch im Geschäft sei der Mann mit Maske zurückgekehrt, die er dann aber an der Kasse herunterzog. Nach einem Wortwechsel mit dem 20-Jährigen habe der 50-Jährige dann einen Revolver aus der Hosentasche gezogen und den jungen Mann mit einem Kopfschuss getötet. Das Opfer war sofort tot. Die Tat löste bundesweit großes Entsetzen aus.
Laut Staatsanwaltschaft handelte der Täter „heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen“. Der zuvor nicht polizeibekannte Deutsche hat die Tat gestanden. Nach seiner Festnahme soll er gesagt haben, er habe sich seit langem durch die zur Bekämpfung der Corona-Pandemie angeordneten Beschränkungen belastet gefühlt und beschlossen, „ein Zeichen zu setzen“, teilte die Anklagebehörde mit. Die Ermittler hatten laut Staatsanwaltschaft rund 20 Zeugen vernommen, darunter seien auch Augenzeugen gewesen, die bei der Tat in der Tankstelle waren.
Laut Anwalt des Angeklagten will der selbstständige Softwareentwickler auch im Prozess ein Geständnis ablegen. Strittig könnte dagegen werden, ob die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe erfüllt sind. Nach Gerichtsangaben sind bislang 13 Verhandlungstermine bis Mitte Mai geplant.
