„Ich kann gar nicht sagen, was für eine Freude es ist, sich endlich selbst zu sehen“ – mit diesen Worten beginnt ein Text des Schauspielers Elliot Page im Esquire Magazin. In dem Artikel berichtet Page von seiner Geschlechtsangleichung, seiner Kindheit und seiner Filmkarriere. Er sagt auch: Für Männer, die keine Gefühle zulassen, habe er Mitleid.
Der Beitrag erschien Ende Juni zunächst in der US-amerikanischen Ausgabe des Lifestyle-Magazins für Männer. Für die deutschsprachige Ausgabe, die beim Burda Verlag erscheint, wurde der Text mit dem Titel „Die Euphorie des Elliot Page“ übersetzt. Der Beitrag ist von einer Foto-Serie begleitet, die Page in Designerklamotten zeigt.
Page wurde mit der Rolle als „Juno“ berühmt
In seinen eigenen Worten beschreibt der 35-jährige Schauspieler das Leid, mit dem er viele Jahre seines Lebens zu kämpfen hatte. Elliot Page wurde bei seiner Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen. Im Jahr 2020 gab Page öffentlich bekannt, ein Mann zu sein und änderte seinen Namen, durchlebte eine Geschlechtsangleichung.
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Bekannt wurde Page im Jahr 2007 mit seiner Rolle als 16-Jährige „Juno “ – ein gleichnamiger Film, der sich mit ungewollter Schwangerschaft im Teenager-Alter auseinandersetzt. Die Zeit, als der Film erfolgreich wurde, sei „furchtbar “gewesen, schreibt Page nun. Er habe Verständnis, dass das für manche Menschen schwer zu verstehen sei – immerhin sei er berühmt und reich geworden. „Aber ich wünsche mir eben auch, dass die Menschen begreifen, dass mich das alles damals fast umgebracht hat.“ Als Hauptrolle in „Juno“ spielte er eine junge Frau.
„Ich war Anfang Zwanzig und ich wusste nicht, wie ich anderen Menschen hätte mitteilen können, wie schlecht es mir ging. Ich beschimpfte mich selbst dafür“, schreibt Page. Er habe unter Essstörungen gelitten, unter starken Depressionen, hatte Panikattacken. „Ich konnte nicht funktionieren.“
Was Page beschreibt, wird als sogenannte „Gender Dysphorie“ bezeichnet. Die Ausprägungen für die Betroffenen sind unterschiedlich. Die Autorin Felicia Ewert beschreibt es, kurz gesagt, als das Leiden von trans Personen unter dem Umstand, von ihrer Umwelt nicht mit dem Geschlecht wahrgenommen zu werden, zu dem sie gehören.
Elliot Page sagt: Er habe sich nicht vorstellen können, als Frau zu altern. „Natürlich nicht. Ich fragte mich, wie meine Zukunft aussähe. Aber es fühlte sich an, als gäbe es keine Zukunft. Ich dachte mir: Ich war nie ein Mädchen. Ich werde nie eine Frau sein.“
Nach der Angleichung seines Geschlechts fühle er sich wie er selbst, so Page. „Endlich angekommen zu sein, fühlt sich so wahnsinnig gut an.“ In der Zeit der Transition habe er viel extreme Reaktionen erfahren müssen.
Heute liebt Elliot Page Sport
Er habe „Liebe und Unterstützung von vielen Menschen“ erfahren. Aber auch „Hass, Grausamkeit und Häme von sehr vielen anderen“, schreibt Page. „Schon 2014 hatte ich mich als homosexuell geoutet, aber das war etwas ganz anderes. Transfeindlichkeit ist einfach so, so extrem. Der Hass und die Boshaftigkeit sind noch unerbittlicher.“
Heute gehe es ihm besser als früher, er habe Tattoos und treibe Sport: „Ich bin total süchtig nach diesem Gefühl, wirklich mit meinem Körper zu arbeiten, ihn zu spüren, ihn zu pushen und stärker zu werden, Muskelmasse aufzubauen.“
Über die Anfeindungen, die Page erlebte, nachdem er sich vor über einem Jahr geoutet hatte, schreibt Page: „Mir tun cis-Männer leid.“ [Anm. d. Red.: „cis“ beschreibt Menschen, die das Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, annehmen können.]
Page sagt, cis-Männer seien von den Erwartungen an das männliche Geschlecht in der Gesellschaft „eingeschränkt und unterdrückt“. Unter seinem Coming-out-Post habe damals ein User geschrieben, dass ein echter „Kerl“ niemals etwas so sensibles schreiben würde. Page schreibt, er habe Mitleid mit solchen Typen. Dass die Gesellschaft ihren Kindern beibringe, „Männlichkeit mit Gefühllosigkeit“ gleichzusetzen.
Aktuell ist Elliot Page auf Netflix in der Serie „Umbrella Academy“ zu sehen.
