Trockenheit: Die Spree fließt wieder rückwärts

In anderen Flüssen sind die Flussbetten bereits ausgetrocknet. Auch Seen mangelt es immer stärker an Wasser. Für Badende und Wassersportler wird das gefährlich.

Wegen der anhaltenden Trockenheit fließt die Spree mittlerweile rückwärts (Archivbild).
Wegen der anhaltenden Trockenheit fließt die Spree mittlerweile rückwärts (Archivbild).Imago/Joko

Hitze, fast immer Sonne, kaum Wolken, an Regen braucht man gar nicht zu denken: Das Wetter lässt den Pegelstand der Flüsse und Seen in Berlin und Brandenburg stark sinken. Die Spree führt so wenig Wasser, dass sie zum Zufluss in den Berliner Müggelsee sogar rückwärts fließt. Es ist nicht das erste Mal, dass das passiert: Von Anfang 2010 bis Ende 2019 ging es an 211 Tagen für das Flusswasser in die falsche Richtung und somit durchschnittlich 21 Mal im Jahr, heißt es in der Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Benedikt Lux (Grüne). Darüber berichtete der Tagesspiegel zuerst. Nun ist es also wieder soweit.

Allerdings hat die Spree noch Wasser – in anderen Flüssen sieht es dramatischer aus. Für die Panke wird die Dürre zum Trauerspiel. Immer weniger Wasser führt das Flüsschen, das dem Bezirk Pankow seinen Namen gab. In Röntgental wird es sumpfig, in Panketal versiegt das Wasser ganz. Auch das Flussbett der Schwarzen Elster ist teilweise komplett ausgetrocknet.

Senftenberg: Ausgetrocknet ist ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg.
Senftenberg: Ausgetrocknet ist ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg.dpa/Patrick Pleul
Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Wenig Wasser: Gefahr für Badende und Wassersportler wächst

Die abnehmenden Wasserstände in Seen und Flüssen bergen nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Brandenburg neue Gefahren für Badelustige und Wassersportler. Künstliche Wasserbauwerke und Buhnen, die einmal weit unter der Wasseroberfläche lagen, würden nun zu Tage treten und sorgten für Gefahrenquellen, berichtete DLRG-Sprecher Daniel Keip der Deutschen Presse-Agentur am Montag. So seien etwa gepflasterte Landzungen, die einmal zur Erhöhung der Fließgeschwindigkeit angelegt worden waren, nicht immer einsehbar. Auch für Freizeitkapitäne mit ihren Booten, aber auch Kajak- und Kanufahrer seien solche Stellen nicht immer zu sehen. „Das sind Gefahrenquellen, die wir bisher so nicht hatten, weil sie tief genug im Wasser lagen“, erläuterte Keip.

Sinkende Wasserstände machen Keip zufolge auch Einsätze der DLRG schwieriger. „Für uns Lebensretter erhöhen sich die Wege zu den in Not Geratenen. Je flacher die Gewässer werden, umso schwerer ist der Einsatz von Rettungstechnik“, berichtete der Sprecher. Bungalow- oder Hausboote etwa, die in der Urlaubszeit zahlreich auf Gewässern unterwegs sind, würden sich festfahren. Die Einsätze von DLRG und Feuerwehr, um diese frei zu schleppen, mehrten sich, beschrieb Keip. Im Zweifel müssten Betroffene lange warten, bis sie befreit werden.

Seit Jahren sinkt der Pegel des Straussees in Strausberg östlich von Berlin.
Seit Jahren sinkt der Pegel des Straussees in Strausberg östlich von Berlin.dpa/Patrick Pleul

Gefahrenstellen in Badeseen liegen plötzlich woanders

Auch Wasserpflanzen, die derzeit bei warmen Temperaturen Hochkonjunktur in Seen haben, sind dem DLRG-Sprecher zufolge nicht zu unterschätzen. Bei Kontakt, etwa mit der Wasserpest oder auch Wassergras, reagiere nicht jeder Schwimmende ruhig. Bei manchem führe das zu einer Stresssituation, die in Panik ausarten könne. Badeunfälle seien häufig die Folge, so Keip. „Viele Brandenburger, die mit ihrem Badegewässer vertraut sind, finden es jetzt bei niedrigem Wasserstand anders vor. Alle Gefahren- und Tiefstellen liegen plötzlich woanders.“

Beim Baden in Brandenburg sind in diesem Jahr bis Ende Juli zehn Menschen ertrunken, wie aus einer Zwischenbilanz der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Anfang August hervorging. Im Vorjahr hatte es im gleichen Zeitraum zwölf Badetote gegeben. In Berlin gab es in den ersten sieben Monaten des Jahres mehr Badetote als im Vorjahreszeitraum. Mindestens fünf Menschen kamen bei tödlichen Badeunfällen ums Leben – zwei mehr als im Vorjahr, wie aus einer vorläufigen Bilanz der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hervorgeht.

Keip schloss nicht aus, dass sich die Zahl der tödlichen Unfälle in Badeseen noch erhöhen könnte. „Die Saison ist noch nicht vorbei.“